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Barbara Breitenfellner - Instruments of Attraction, Georg Frauenschuh - Nullsumme. Illusion als Prozess: Probebohrungen im Datenspeicher

Wenn es heute Kunst- und Wunderkammern gäbe, wie sähen sie aus? Jener, die Erzherzog Ferdinand II. Ende des 16. Jahrhunderts auf Schloss Ambras aus Amusement und zwecks besserem Weltverständnis angelegt hat, würden sie vermutlich nicht gerade gleichen. Wohl eher einer uferlosen Datenbank. Barbara Breitenfellner hat in der Galerie 5020 eine Art (manieristischer) Wunderkammer mit Naturalia und Artificialia aus dem 21. Jahrhundert gebaut, besser gesagt: aufgehängt. Sorgfältig gearbeitete Rahmen und Kästen bergen, was man heute so auf Flohmärkten, auf der Straße oder in der eigenen Wohnung findet: Eine akademische Porträtzeichnung. Ein Foto von einem Schiff. Ein grob gerastertes Blow up aus einem Pornoheft. Eine Zeichnung von Molekülen. Unweigerlich beginnt man, Zusammengehörigkeiten, Gruppierungen zu suchen - sind Bilder von Frauen ein verstecktes Thema? Oder Schiffe? Dazwischen immer wieder leere Rahmen, die sowas wie eine Projektionsfläche darstellen sollen - was allerdings nicht wirklich überzeugt. Der zweite Raum ist dagegen fast entleert: Ein schwarzes Dreieck referiert auf Polke ("Höhere Wesen befahlen: rechte obere Ecke schwarz malen!"), an der Stirnseite hängt ein vergoldeter Meerkatzenkopf. Vielleicht ist der ja Polkes "höheres Wesen". Trotz ganz witziger Ansätze bleibt das allerdings ein wenig dünn. Während Breitenfellner Bildproduktion in der Wissensgesellschaft reflektiert, stellt Georg Frauenschuh Überlegungen zur Speicherung von visuellen Daten an. Mit silbriger Farbe hat er ein Foto, das einen der ersten, noch ganze Säle einnehmenden Computer zeigt, an der Wand abgemalt: Wissensspeicherung in X-Large. Auf seinen Leinwänden dagegen gibt er Skizzen, die er mit flotten Strich angefertigt hat, wieder, hauptsächlich Straßenszenen: Kurzfristige, rudimentäre Erinnerung. Und in einem Video vollzieht Frauenschuh mit Hilfe von Landkarten und Starfield-Bildschirmschonern einen imaginären Zoom - von einer Aufnahme seiner selbst bis ins Weltall. Wie Breitenfellner unternimmt er damit sowas wie eine Probebohrung durch die frei und chaotisch flottierenden Bilderwelten.
Mehr Texte von Nina Schedlmayer

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Barbara Breitenfellner - Instruments of Attraction, Georg Frauenschuh - Nullsumme. Illusion als Prozess
18.08 - 17.09.2005

Fünfzigzwanzig
5020 Salzburg, Residenzplatz 10
Tel: + 43 662 848817
Email: office@galerie5020.at
http://www.galerie5020.at
Öffnungszeiten: Di - Fr 15-19, Sa 11-14 h


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