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Back to A. design now.austria: Mit Kult, Kitsch und Humor

Das Schicksal war Österreich hold: Mozart, die Psychoanalyse, viele oft heimatzertrümmernde große Literaten und Maler wurden auf Heimatboden geboren und machten aus dem Land der Berge eine Kulturnation, in deren Spartenreigen das Design ein Schattendasein fristete. Eine nationale Leistungsschau musste her: frei nach dem Motto "Design ist unsichtbar" kuratierten die formspezifisch feinnervigen Architekten Eichinger oder Knechtl 150 pointiert unorthodoxe Exponate für "design now. Austria". Sie spannt einen weiten, komplexen Bogen von der mutigen Eleganz einer mathematischen Formel (Neutrino, Wolfgang Pauli) bis zu Alltagsikonen wie Mannerschnitten, Pischinger Ecken, Smart-Zigarettenpackungen und "Dreh & Drink"-Flaschen. Die flexible Ausstellungsgestaltung aus freistehenden, objektspezifisch druckbespannten, beliebig kombinierbaren Panelen, die genau in einen Überseecontainer passen, ist ein Stück Design für sich. Die raumbildend blauen Boden-Wandbögen behaupteten sich in 14 verschiedenen Umfeldern. Nach ihrer Premiere bei der Expo Lissabon 1998 war die Schau fünf Jahre auf World-Promotion-Tour, als neuer Bestandteil der MAK-Designsammlung kehrte sie heim. Viele Prototypen und Klassiker wie Carl Auböcks elegantes Salatbesteck (1956), Herbert Schweigers 1968er-Brillen und der spacig-rote "Galaxxy1" von Walter Pichler, der u.a. auch mit Thomas Bernhard-Buchcovers vertreten ist, reihen sich zur hintergründig-humorvollen Design-Weltsicht. Poesie und Funktionalität vereint die "Teeblume" von Thomas Hasenbichler, deren elastische Lamellen sich im Wasser öffnen und dann teeblattgefüllt am "Blumenstiel" aus der Schale ziehen lassen, hart an der Grenze zwischen Kult und Kitsch sind Barbara Beraneks pin-uppig-poppige Augarten-Porzellan-Parodien. Materialinnovationen wie das von der Firma Zellform aus Zellulose-Rohstoffen produzierte Zelfa, das Armani zu edlen Schalen verarbeitete, sind ebenso zu sehen wie die CDs aus der Elektronik-Szene rund um Kruder&Dorfmeister und Konsorten zu hören. Der damit bestückte CD-Tower ist kein Exponat, sondern von Lift-International gesponsert. Die zehn Silberscheiben voll elektronischer Musik sollte man sich aber gönnen.
Mehr Texte von Isabella Marboe

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14.09.2005 - 12.02.2006

MAK - Museum für angewandte Kunst
1010 Wien, Stubenring 5
Tel: +43 1 711 36-0, Fax: +43 1 713 10 26
Email: office@mak.at
http://www.mak.at
Öffnungszeiten: Di 10-21, Mi-So 10-18 h


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