Werbung
,

Michael Wesely - Die Erfindung des Unsichtbaren: Back to the roots

Obwohl alle Welt für die alltägliche Gebrauchsfotografie (Babies, Blumen, Blätterrauschen) Digitalkameras verwendet, scheint sich dieselbe Bevölkerungsgruppe darüber einig zu sein, dass die altmodische analoge Spiegelreflexkamera ja doch die schöneren Bilder zustande bringt. Ein ganz besonders Altmodischer scheint Michael Wesely zu sein. Während spätestens seit Cartier-Bresson ein beträchtlicher Teil der fotografierenden Zunft dem moment décisif nachzustellen scheint, hat er sich für die lange Weile entschieden. Seine Fotos belichtet er zwischen drei Jahren (namentlich das MOMA während seines Umbaus; leider nicht in der Ausstellung) und fünf Minuten: Hier etwa fünf Männerporträts, darunter MOMA-Architekt Yoshio Taniguchi oder Oscar Niemeyer. Faszinierend, wie sich die mehr oder weniger unscharfen, verschwommenen Körperpartien von den statischen Objekten rundherum, der Büroeinrichtung etwa, abheben. Der Hintergrund steht so selbst zeitweise als Porträt, die Aufmerksamkeit wird etwa auf das Bücherregal und dessen Inhalt gelenkt. Gleichzeitig besitzen diese Aufnahmen eine geheimnisvolle, gespenstische Poesie - ähnlich wie die Fotografien von Stränden, hinter denen sich Bettenburgen türmen. Das Barthes`sche Punctum sucht man hier vergeblich, genau das Gegenteil exerziert Wesely durch, und die Abbildung von Dauer gelingt ihm auf unheimliche Art: Die menschlichen Körper sind unsichtbar, zu beweglich für Weselys geduldiges Kamera-Auge. Diese Entleerung berührt, ähnlich wie Sugimotos weiße Leinwände vor publikumsfreien Kinos, fast schon philosophische Diskurse. Nicht ganz so spannungsreich sind dagegen die Streifenbilder, die Wesely aus Straßenzügen und Seen komponiert: Dafür kommt eine Art Camera Obscura zum Einsatz, bei der allerdings das Loch durch einen Schlitz ersetzt wurde. Auch wenn hier - erst beim näheren Hinsehen - differenzierte Farbspiele stattfinden, auch wenn sie die "Essenz eines bestimmten Ortes" erfassen, wie Eugen Blume im Katalog schreibt: Im Vergleich zu den faszinierenden Raum-Zeit-Messungen bleiben sie seltsam nichtssagend.
Mehr Texte von Nina Schedlmayer

Werbung
Werbung
Werbung

Gratis aber wertvoll!
Ihnen ist eine unabhängige, engagierte Kunstkritik etwas wert? Dann unterstützen Sie das artmagazine mit einem Betrag Ihrer Wahl. Egal ob einmalig oder regelmäßig, Ihren Beitrag verwenden wir zum Ausbau der Redaktion, um noch umfangreicher über Ausstellungen und die Kunstszene zu berichten.
Kunst braucht Kritik!
Ja ich will

Werbung
Werbung
Werbung
Werbung

Michael Wesely - Die Erfindung des Unsichtbaren
29.07 - 03.09.2005

Fotohof (alter Standort)
5020 Salzburg, Erhardplatz 3
Tel: 662 - 849296, Fax: 849296 - 4
Email: fotohof@salzburg.co.at
http://www.fotohof.or.at
Öffnungszeiten: Mo-Fr 15.00-19.00 Uhr, Sa 10.00-13.00 Uhr


Ihre Meinung

Noch kein Posting in diesem Forum

Das artmagazine bietet allen LeserInnen die Möglichkeit, ihre Meinung zu Artikeln, Ausstellungen und Themen abzugeben. Das artmagazine übernimmt keine Verantwortung für den Inhalt der abgegebenen Meinungen, behält sich aber vor, Beiträge die gegen geltendes Recht verstoßen oder grob unsachlich oder moralisch bedenklich sind, nach eigenem Ermessen zu löschen.

© 2000 - 2024 artmagazine Kunst-Informationsgesellschaft m.b.H.

Bezahlte Anzeige
Bezahlte Anzeige
Gefördert durch: