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The Essence 2005 - Ausgewählte Arbeiten der Universität für Angewandte Kunst Wien: Der Blick zurück

Von StudentInnen einer Kunstuniversität wird nicht gerade wenig erwartet. Originell sollen sie sein, neugierig und experimentell. Und natürlich auch unbekümmert und frech. The Essence heißt auch heuer wieder die Diplom-Ausstellung der Universität für angewandte Kunst in Wien. Gezeigt wird sie diesmal im MAK, in unmittelbarer Nachbarschaft zur aktuellen Sonderausstellung von Joep van Lieshout. Keine gute Entscheidung. Neben der Klarheit und wuchtigen Konsequenz des "Diziplinators" zerfallen viele der Diplomarbeiten zu Krümeln am äußersten Rand der Kunstgeschichte. Besonders schlimm steht es um die Bereiche Bildende Kunst, Bildhauerei und Keramik. Was sich hier an Reserve-Koligs, -Noldes, -Kokoschkas, -Moores oder -Wotrubas tummelt, möchte man lieber nicht gesehen haben. Besser sieht es im Bereich Design aus. Hier steht Barbara Pitschmanns Zauberkoffer "Der Notpalast - Wohnen in der Kiste". Das mobile, ausklappbare Objekt soll Menschen, die auf der Straße leben, zumindest ein Minimum an Unterkunft gewähren. Im Gegensatz zu auch gezeigten Entwürfen für Regale oder Freischwinger fügen sich hier funktionales Design und soziales Handeln zu einer zeitgemäßen Strategie. Im Animationsfilmbereich ist es ebenfalls ein engagiertes Projekt, das im Gedächtnis bleibt: Deniz Sözens "Odaliske auf Tuchfühlung". Die deutsch-türkische Künstlerin geht darin auf eine interkulturelle "Schleierfahndung". Bereits auf internationaler Festivaltour waren die Experimentalfilme, die der Angewandte-Absolvent Sebastian Brameshuber zusammen mit Althase Thomas Draschan unter dem Label John & Henry Ford produzierte: In "Preserving Cultural Traditions In A Period Of Instability" z.B. veranschaulichen die beiden virtuos Stan Brakhages These von der Zerstörung von Bildern via Virtualisierung am Computer. Am augenfälligsten ist der Blick in die Zukunft in den Bereichen Mode und Architektur, die in The Essence weitgehend nur über Bildschirme flimmern. Die dekonstruktivistischen Entwürfe der StudentInnen von Zaha Hadid, Greg Lynn und Wolf D. Prix scheinen sogar die ihnen gemäßen Pendants in der Couture der AbsolventInnen der Meisterklasse Mode gefunden zu haben: So ähnlich stellte man sich in Science Fiction-Filmen der späten Sechziger Mode und Architektur der 2000er Jahre vor. Natürlich ist auch das ein längst abgesteckter Rahmen. Aber mit ein wenig Wehmut verspüren wir darin immer noch den Hauch der Avantgarde.
Mehr Texte von Andrea Winklbauer

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The Essence 2005 - Ausgewählte Arbeiten der Universität für Angewandte Kunst Wien
30.06 - 17.07.2005

MAK - Museum für angewandte Kunst
1010 Wien, Stubenring 5
Tel: +43 1 711 36-0, Fax: +43 1 713 10 26
Email: office@mak.at
http://www.mak.at
Öffnungszeiten: Di 10-21, Mi-So 10-18 h


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