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Adrian N. Schiesser - das weiche institut -: Nehmen Sie Platz

Der Raum sieht aus wie ein Wartezimmer. Da stehen in der Mitte zwei Reihen mit Schalensitzen aus Plastik. Auf den Ablagen dazwischen findet man Magazine vor. Leuchtkästen zeigen Grafiken, die eine entfernte Ähnlichkeit mit den zahlreichen Piktogrammen einer modernen Großstadt haben. Von Zeit zu Zeit kommen Durchsagen aus den vier kugelförmigen Lautsprechern, die hinten von der Decke baumeln, fast wie auf einem Flughafen oder im Krankenhaus. Am Fenster prangt ein Logo. Andrian N. Schiesser nennt seine Installation „das weiche institut“, kurz: dwi. Sie besteht aus Elementen, die im Prinzip jeder kennt, Kommunikationssysteme des öffentlichen Alltagslebens wie Massenmedien und visuelle Leitsysteme. Doch der Warteraum führt nirgendwo hin, bereitet auf nichts vor. Die Pictogramme sind vergrößerte oder verfremdete Details aus realen Hinweistafeln, Wand und Boden schreien in Knallfarben, die Magazine sind gefakte Konstrukte, die z.B. nur aus der Seite 15 verschiedenster Zeitschriften bestehen - und das Logo ist erfunden. Nicht nur der Raum führt nicht weiter, auch seine Elemente verweisen auf nichts als auf sich selbst. Die Interaktion mit dem Besucher bewegt sich in einer Schleife. „das weiche institut“ mit seiner absurden Regelhaftigkeit ist wie ein geronnenes Spiegelbild der Wirklichkeit. Es erzielt genau die Art von Verschiebung, durch die ein neuer Ausgangspunkt gewonnen werden kann. Und das ist sicher eine gute Position.
Mehr Texte von Andrea Winklbauer

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Adrian N. Schiesser - das weiche institut -
08.12.2001 - 19.01.2002

offspace
1030 Wien, Gärtnerg 1
Tel: +43 1 961 98 41, Fax: wie tel.
Email: offspace@chello.at
http://www.8ung.at/offspace
Öffnungszeiten: geschlossen


Ihre Meinung

1 Posting in diesem Forum
Nehmen Sie Platz!
Isabella Marboe | 12.12.2001 01:34 | antworten
Ich finde, so sollte die Rezension von Kunst sein! Selbst, wenn man (so wie ich!) noch nicht in der Gärtnerstrasse war, vermittelt die Autorin ein sehr anschauliches, noch dazu verständliches Bild des künstlerischen Umgangs mit Raum und Gesellschaft - und (was eher selten ist in der allgemeinen Kunstpublizistik, die sich auf Beschreibung beschränkt) liefert ab der Mitte eine autonome Interpretation, die im letzten Absatz in einer wunderbaren Formulierung gipfelt. Das selbst zu erleben, kann sie dem Kunstinteressierten nicht mehr abnehmen - und das ist gut so. Bis Jänner könnte man ja (passend zum Jahresbeginn!) so ein auf sich selbst gesessen sein auf sich nehmen!

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