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Lee Wagstaff: Der tätowierte Körper als Kunstwerk

Fernab der Wiener Galeriemeilen hat vis à vis vom Museum für Angewandte Kunst eine neue Galerie eröffnet. Ihr Konzept Experimentierstätte für KünstlerInnen zu sein, ist zugleich Herausforderung und Risiko. Bereits die rohe Bausubstanz der Räume setzt deutliche Signale, sich gegenüber der sterilen Architektur des \White Cube\ abzugrenzen. Im Feld authentischer Positionen bewegt sich die Eröffnungsausstellung. Großformatige Fotografien zeigen den 32-jährigen Lee Wagstaff von Kopf bis Fuß tätowiert in freier Natur oder im japanischen Appartement. Lee Wagstaff überzieht seinen ganzen Körper mit einem dicht gewobenen Netz aus selbstentworfenen Tattoos. Im Werk Shroud, 2001, verwendet er eigenes Blut für den grafischen Druck, um dem Schmerz des Tätowierens Ausdruck zu verleihen. Selbstinszenierungen als blutender Schmerzensmann brechen mit dem Tabu des Tattoos in der christlichen Tradition. Der stigmatisierte Leib wird zur Haut geometrischer Zeichen und Ornamente. Wer denkt, daß es heute keine Tabus mehr zu brechen gibt, kann sich vor Ort vom Gegenteil überzeugen. Eines der Zeichen, das Wagstaff verwendet ist die Swastika. Die Erinnerung an den Missbrauch der Swastika als Hakenkreuz im Nationalsozialismus läßt Schauer über den Rücken laufen. Welche Strategien verfolgt der Künstler mit dieser Zeichensprache? Vor dem biographischen Hintergrund indischer Vorfahren erforscht Wagstaff die Swastika als Sonnensymbol und ihre universelle Lesbarkeit in verschiedenen Kulturen. Fotografien von japanischen Schreinen belegen die Recherchen. Durch diese differenzierende Rückführung auf ursprüngliche Bedeutungen setzt Wagstaff eine Ethik frei, die sich vom Verdacht der Provokation freispielt. Vom Kunstkritiker Edward Lucie-Smith euphorisch als unbestrittener Star der Abschlußshow des renommierten Royal College of Art London im September 2000 gefeiert, befinden sich Werke von Lee Wagstaff im Victoria und Albert Museum, London und in der Privatsammlung von David Bowie.
Mehr Texte von Ursula Maria Probst

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Lee Wagstaff
08.03 - 28.04.2001

Engholm Engelhorn Galerie
1040 Wien, Schleifmühlgasse 3
Tel: +43 1 512 79 40 - 20, Fax: +43 1 512 79 40 - 11
Email: office@klausengelhorn.com
http://www.engholmengelhorn.com
Öffnungszeiten: Di 11 - 20, Mi - Fr 11 - 19 u. n. Vereinbarung


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