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Dennis Oppenheim - Master of Desaster: Visionärer Epigone

Die Zeit ist ein Hund. Vor allem auch für Künstler. Da sind sie ihr einmal voraus, schwimmen sie mit oder hinken ihr hinterher. Das nennt man Trends, und natürlich ist jeder dagegen, dass es sie gibt (Zeitgeist, Hype, pfui!). Das ist auch der Grund dafür, dass dann alle fleißig darüber diskutieren, kuratieren und berichten. Als Künstler hat man es natürlich am besten, wenn man der Zeit voraus ist. Das war auch Dennis Oppenheim einmal. Als er mit seinen wunderbar poetischen wie analytischen Arbeiten in die Landschaften eingriff, das Museum sozusagen an die Luft setzte, da war Oppenheim nicht nur das, was man heute Trendsetter nennt, sondern produzierte spannende, vielversprechende Kunst. Ebenso mit seinen Body Art-Arbeiten. Das alles ist lange her. In seiner ältesten Arbeit, die bei Mario Mauroner ausgestellt ist und aus dem Jahr 1969 stammt, dokumentiert Oppenheim den virtuellen Transfer eines Museumsraums in eine Schneelandschaft - lapidar, sparsam, intelligent. Zeitmäßig eindeutig vorn dabei. Aber irgendwie hat sich dann ein Hebel umgelegt, oder eben auch nicht. Da bedient sich Oppenheim dann surrealistischer Strategien (ein Auto fährt aus einem überdimensionalen Bügeleisen, ein Träne tropft in einer Art Wärterhäuschen), spielt mit Materialien der Arte Povera (in der Spitze eines stählernen Pfeils bildet sich ein trauriger See aus abgestandenen Wasser, hinter Bauzäunen drohen wächserne Männchen zu schmelzen) oder entdeckt plötzlich die Architektur (drei stinknormale Einfamilienhäuschen verschmelzen zu einem Konglomerat). Gegen diesen Synkretismus wäre an und für sich ja nichts einzuwenden. Nur: Die Arbeiten tragen ihre Messages so offensichtlich vor sich her. Besonders schlimm kommt das dort, wo Oppenheim in einen Altherrenschmäh verfällt: Auf einer Spielzeugeisenbahn durchfahren Loks weibliche Unterleiber, "The Old In and Out" heißt das dann, und das ist jetzt kein Scherz. So visionär Oppenheim zu Beginn seiner Karriere arbeitete, so epigonal tat er dies kurze Zeit später - und blieb bis heute darin stecken. Eine bemerkenswerte Zeitverschiebung.
Mehr Texte von Nina Schedlmayer

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Dennis Oppenheim - Master of Desaster
18.05 - 20.07.2005

Mario Mauroner Contemporary Art Vienna
1010 Wien, Weihburgggasse 26
Tel: +43 1 904 2004
Email: office@galerie-mam.com
http://www.galerie-mam.com
Öffnungszeiten: Fr-Sa 11-15 h


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