Manfred M. Lang,
Von den guten und den bösen Kunstkritikern
Wer eben die 99ste Kunstmesse hinter sich gebracht hat, ist doch etwas entspannter. Vor allem, was die Messekritiken betrifft.
Denn wenn man so die Ergüsse der Schreiberlinge liest, kommt man ganz schnell zur Erkenntnis, dass KunstjournalistInnen und KunstkritikerInnen auch nur Menschen sind - zumindest wenn es um deren Befindlichkeiten geht.
Z.B. gibt es da die Vergleicher,
die wissen ganz genau, dass die vorletzte Messe in XY viel besser war.
Oder die Zögerlichen,
die geben ganz zögerlich zu, dass die jetzige Messe in XY gar nicht so schlecht ist.
Die Elitären,
die nicht dulden wollen oder können, auch nur ein gutes Wort nieder zu schreiben.
Die Boshaften,
die erst schreiben, wenn die Messe vorbei ist.
Die Regionalisten,
vom Wurmsiedler Anzeiger finden alles recht gut - allerdings wäre der Galerist aus Wurmsiedel besonders gut.
Die Preiseaufzähler
sind wiederum erst dann glücklich, wenn das teuerste Bild 650.000 Euro kostet und auch für "Einsteiger ab 100 Euro etwas dabei ist".
Die Zyniker
die sehr lustig darüber schreiben, wie erbärmlich die Messe doch sei.
Die Hinterfotzigen
geben sich als 100-Euro-Sammler aus und machen sich am nächsten Tag über die Kommentare der GaleristInnen lustig.
Die Verzweifelten
die seit Jahren schon sagen, was man alles besser machen könnte und noch immer ist nichts besser geworden.
Die unglaublich Frustrierten,
die jeder Kunstmesse mit Ausnahme der Art Basel die Existenzberechtigung absprechen.
Die gefährdeten Frustrierten
Für die ohnehin alles aus ist und die der Kunst an sich bestätigen, dass sie sich seit 100 Jahren ohnehin nur mehr repliziert.
Die Aufzählung könnte ad infinitum fortgesetzt werden.
Deshalb werde ich nach der 120sten Kunstmesse ein fröhliches Befindlichkeitsbuch darüber schreiben.
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