Simon Wachsmuth - Der perspektivische Blick: Simon Wachsmuth - Der perspektivische Blick

Kaum ein Thema ist derartig omnipräsent wie das Wetter. Es hält nicht nur Wetterfrösche auf Trab, sondern kommt auch in der Kunst zu Ehren. Den Regenschirm kann man jedoch getrost zu Hause lassen, wenn im White Cube der Galerie Hohenlohe & Kalb der Regen niederprasselt. Simon Wachsmuth verwandelt mit seiner Computeranimation Rain, 2000, die Wand zur Projektionsfläche für einen Regenschauer. Inspiriert durch japanische Künstler des 19. Jahrhunderts wie Hiroshige und Utamaro werden abstrakte Linien stilisiert.Traditionell statische Bilder geraten in einen digitalen Bewegungsfluß. Exakte Berechnungen bilden die Basis für die flutende Poesie dieser Rauminstallation, die Assoziationen mit Filmen von Akira Kurosawa weckt. Bravourös gelingt es Simon Wachsmuth, in einem System von Übergängen zwischen digitalen Welten und archetypischen Zeichen zu pendeln. An die Infragestellung der analogen Kunst durch Pointillismus, Divisionismus und der Op-art knüpft die Serie Circles, 1999. Die Ableitung digitaler Daten-Projektionen von historischen Bildgestaltungen ist derzeit in der einschlägigen Fachliteratur en vogue. Wachsmuths Werk nimmt diesen Trend bereits seit den 80er Jahren visuell vorweg. Die Perspektive bildet in den Zeichnungen Glasshouses, 1999, ein zentrales gestalterisches Prinzip. Mehrdimensionale Bilderwelten schaffen räumliche Phänomene, die sich direkt auf das physische Erleben des real existierenden Raumes übertragen. Ontische Differenzen zwischen Objekt- und Zeichenhaftigkeit, Materialität und Immaterialität lösen sich in diesem Spannungsfeld auf. Wachsmuth wagt den Balanceakt zwischen realer und virtueller Welt ohne in die Falle zu tappen, Computer-Projektionen als Ort der Erlösung zu präsentieren. Die mitschwingende Ironie führt intensiv vor Augen, wie unsere Wahrnehmung sich durch digitale Medien verändert.