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Eva Schlegel: Schwermetallene Naturräume

Ein paar Tonnen Blei. Runde Spiegelflächen. Und fertig. Die Installation von Eva Schlegel im Hauptraum der Secession - über dessen Bedeutung als erster White Cube und dessen Bespielbarkeit bereits trefflich gestritten wurde - erscheint zunächst recht simpel. Die gleich Seen sich ausbreitenden Spiegel holen das Raster der Decke auf den Boden, und die wie Tapeten sich wellenden flachgewalzten Bleiflächen machen die Architektur des Raums sichtbarer wie dies noch nicht so oft der Fall war: Markant treten die Türflügel hervor, abgehoben fragil scheinen die Säulen im Raum zu staksen. Und die unvermeidlichen Notausgangs-Schilder stören halt leider auch wie immer. Trotzdem flirrt dieser Raum. Diente den großen Künstlermännern Kiefer und Serra das aufgeladene Blei (auch!) zu einer Art Machtdemonstration, zu einer erhabenen Geste, zu einem genialischen Wurf, so ist es bei Schlegel die Relativierung dessen: Nicht Massivität, sondern Leichtigkeit strahlt das Schwermetall aus (was sonst noch alles, wollen wir jetzt nicht so genau wissen), keine Behauptung ist es, sondern Erzählung: Weich, haptisch, körperlich nimmt es Fingerabdrücke an, oxidiert hübsch in allen Farben schillernd, ist mehr Prozess als Werk. Das ist zugegebenermaßen keine gravierende konzeptuelle Neuerung, allerdings in Zusammenhang mit dem Material, das als "Synonym lähmender Schwere" (Pressetext) gilt, nicht uninteressant. So löst sich die scheinbare Dichotomie zwischen "leichtem" Spiegel und "schweren" Metall auf und implodiert zu einem Raumkontinuum, das außergewöhnlich körperlich wirkt: Leicht wankend bewegt man sich auf der Spiegelfläche und betrachtet irritiert die Decke zu seinen Füßen. Dabei hat der an sich aus recht trashigen Materialien gebaute Raum mehr mit Natur zu tun als man zunächst vermuten würde: Nicht umsonst benützt Schlegel selbst die Metapher von Seen für die jeweils zwei spiegelnden Kreise beziehungsweise Viertelkreise. Den Faden weiterzuspinnen heißt, die verbleiten Wände zu Felsschluchten umzudeuten, die ins Eck schwimmenden Spiegelflächen zu Bergseen. Einen bilderlosen Raum wollte Schlegel eigentlich schaffen. Das ist ihr nicht wirklich gelungen. Umso besser.

Mehr Texte von Nina Schedlmayer

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Eva Schlegel
05.05 - 26.06.2005

Secession
1010 Wien, Friedrichstrasse 12
Tel: +43 1 587 53 07, Fax: +43 1 587 53 07-34
Email: office@secession.at
http://www.secession.at
Öffnungszeiten: Di-So 14-18 h


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