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Junge Münchner: Andreas Hofer `Favoriten`, Florian Süssmayr: Wenn Attitüden Form werden

Michael Sailstorfer kommt aus einem Ort, der ganz in der Nähe liegt von der Kleinstadt, in der der Schreiber dieser Zeilen aufwuchs. Und während unsereiner einen gewissen Stolz hegt, es mit viereinhalb Lebensjahrzehnten bis nach Wien gebracht zu haben, hat Sailstorfer mit seinen gerade 25 schon London unsicher gemacht. Er hat bei Pakesch in Graz ausgestellt und auf der letzten Manifesta. Jetzt zeigt er bei "Favoriten", der Versammlung von einem guten Dutzend Newcomer im Münchner Kunstbau, wie man Talent und Titel treffsicher einsetzt. "Marilyn" heißt seine Installation, die, man ahnt es, aus einem Luftschacht besteht, wie er seinerzeit der Monroe das Sommerkleid in alle Richtungen blies. Schon jetzt darf Sailstorfer jede Menge Zukunft prophezeit werden. In München, wo er bei Olaf Metzel studiert hat, und im Rest der Welt. Länger gedauert hat es bei Florian Süssmayr. Er zählt mit seinen 42 Jahren ebenfalls zu den "Favoriten", doch darüberhinaus stellt ihm das Haus der Kunst einen seiner überbordenden Säle zur Verfügung. Süssmayr ist nicht nur dem Namen nach von Münchner Paradestatur, er hat in den Achtzigern Punk gemacht, in Münchens einziger Undergroundveranstaltung, dem Werkstattkino, gearbeitet, bei Romuald Karmakar ein Jahrzehnt lang die Kamera gehalten und setzt jetzt Dinge ins Werk, auf auch die anderen hätten kommen können. Er verbindet den fotografischen Realismus Gerhard Richters mit der Härte des Lebens in Bahnhöfen und Saufhallen. Seine Bierglasstilleben und Nahaufnahmen von Kloschmierereien setzen ihrerseits Talent und Titel treffsicher ein. Andreas Hofer schließlich macht das Lenbachhaus unsicher. Der Mann mit dem sehr einschlägigen Namen fabriziert seine ureigenen Privatmythen, zu denen er Death Metal, Ritterromantik und Wagner-Schmuh verrührt. Das erinnert an Jonathan Messe, ist aber transportabler, tafelbildtauglich und kleinformatkompatibel. Signiert mit einem globalisierungsfrohen "Andy Hope ? 1930" zeigen Hofers Arbeiten durchaus, dass sie es auf Verstandenwerden abgesehen haben. Vielleicht hat es bei Hofer mit dem Talent eher seine Grenzen. Treffsicher allerdings sind seine schrillen Buntheiten nicht minder. Münchens Ausstellungsbetrieb steht in diesen Wochen im Zeichen des selber Hervorgebrachten. Naturgemäß ist das Gezeigte vielfältig, und anders als in den Achtzigern, als sich die Eigengewächse in einer sehr coolen, glatten Prächtigkeit vorführten, lebt die momentane Hoffnung auf den Boom von keinem Willen zum Stil. Eher lebt sie von der Performance, dem Wissen um die Notwendigkeit von Attitüde, dem gezielt eingesetzten Genialischen, dem Bemühen um den Auftritt. Nachhaltigkeit durch Treffsicherheit. Während man in den konkurrierenden Städten gerne noch das Biotop pflegt, studieren die jungen Münchner gleich die Bodenkunde. Haus der Kunst, bis 01.05.2005 www.hausderkunst.de Lenbachhaus / Kunstbau, bis 16.05.2005 www.lenbachhaus.de
Mehr Texte von Rainer Metzger

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Junge Münchner: Andreas Hofer `Favoriten`, Florian Süssmayr
29.03 - 16.05.2005

Lenbachhaus / Kunstbau / Haus der Kunst
80330 München,


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