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Olaf Breuning: Ball des schlechten Geschmacks

Nichts ist mehr so schön wie früher: Die harten Burschen von einst sind zu lächerlichen Clowns mutiert, die Westernhelden aus John Waynes Zeiten haben sich in hendlbrüstige Waserl verwandelt und selbst die Dekadenz hat sich unter Kontrolle. Es ist nicht wirklich ein Gruseluniversum, das uns Olaf Breuning in seinem im Vorjahr entstandenen Film "Home" auf zwei Screens vorführt, vielmehr erzählt der Künstler von der Dekonstruktion von Images aus Populärkultur über Tourismuswerbung bis hin zur Sozialreportage, die unseren Begriff eines imaginierten "Anderen" prägen. Ein offenkundig mit recht effizienten Drogen vollgepumpter Slacker erzählt auf der rechten Leinwand in Schwarzweiß Geschichte um Geschichte, die auf der linken ausagiert werden. In seiner White-Trash-Montur (Ruderleiberl, Boxershort) scheint Herr Dreitagebart in der zwar geschmacklosen, aber immerhin recht üppig ausgestatteten Hotelsuite ziemlich fehl am Platz. Die Szenen, die auf der anderen Leinwand ablaufen, malträtieren den guten Geschmack ebenso: Da schlendert ein bärtiges Menschenpaar (ja, auch die Frau ähnelt ein wenig den alten Herren von ZZ-Top) glücklich über eine einsame Insel, ein sektschlürfender Playboy kotzt vor strahlendem Alpenpanorama die bedeutsamen Worte "I exist" in den Schnee, eine Horde jugendlicher Heavy Metal-Fans treibt in kleinbürgerlichen Wohnungen Schabernack, bei dem der Verzehr von Hundefutter noch zum harmloseren Zeitvertreib gehört. Es ist ein kruder Maskenball, den Breuning veranstaltet, eine Trashorgie der Sonderklasse, die gar nicht erst versucht, ihre Konstruiertheit zu verbergen. Breunings Arbeit passt gut in den Trend gegenwärtiger Infantilisierungstendenzen. Entscheidend ist allerdings der Umgang mit dem Kindischen. Im Gegensatz zu so manch anderem führt Breuning das Pubertäre ad absurdum, um damit letztlich komplexe Aussagen über (nein, es bleibt uns auch hier nicht erspart) soziale Konstrukte und Identitäten zu treffen. Schade nur, dass Breunings Fotoarbeiten in einem seltsamen Herrenwitz steckenbleiben. Eine nackte Lady auf einem Pferd mit Planeten am Po, die Maoi-Figuren auf den Osterinseln, launig "vervollständigt", Plastikskelette, die ein Büro übersäen - diese Art von Schmäh funktioniert nicht einmal mehr unter dem häufig bemühten Motto "so schlecht, dass es schon wieder gut ist."
Mehr Texte von Nina Schedlmayer

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Olaf Breuning
01.04 - 25.05.2005

Galerie Meyer Kainer
1010 Wien, Eschenbachgasse 9
Tel: +43 1 585 72 77, Fax: + 43 1 585727788
Email: contact@meyerkainer.com
http://www.meyerkainer.com
Öffnungszeiten: Di-Fr 11-18, Sa 11-15h


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