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Personal Structures: Korrelierende Konfrontationen

Nicht-gegenständlich, minimalistisch, teilweise monochrom, teilweise seriell und äusserst farbenfroh - dies sind die verbindenden Elemente der 16 KünstlerInnen, die derzeit unter dem Titel "Personal Structures" im Ludwig Museum im Deutschherrenhaus Koblenz ihre Werke zeigen. Der Ausstellung zugrunde liegt ein Projekt von René Rietmeyer, das in reduzierter Version 2004 in der Amsterdamer Galerie Krijger & Katwijk zu sehen war und für Koblenz durch Peter Lodermeyer erheblich erweitert worden ist. Gezeigt wird eine anregende Melange bestehend aus klassischer Malerei und aus Objekten, die irgendwo zwischen Malerei und Plastik liegen. Natürlich hätten nach obigen Kriterien noch etliche hundert weitere KünstlerInnen ein Anrecht gehabt, an dieser Show teilzunehmen, denn diese Kriterien sind schliesslich seit Jahrzehnten en vogue. Insofern spiegeln sich bei der getroffenen Auswahl in erster Linie die subjektiven Vorlieben wieder. Doch bleiben wir bei der Ausstellung. Im unteren Ausstellungsraum wird der Besucher von den silikongetränkten Farbkörpern des Frank Piasta (D) begrüsst, die in einem herrlichen Widerspruch zu den stillen und sinnlichen Klängen des Jus Juchtmans (B) stehen. Quasi dazwischen die Fallen des Japaners Tomoji Ogawa, der in seinen Boxen gekonnt farbige Aura einfängt. Ein wenig in die Ecke geraten und unterrepräsentiert sind die neuen Objekte von Marcus Abel (USA). In der zweiten Koje treffen ein wenig unglücklich die grossformatige monochrome Malerei des Ungarn András Gál auf die leichten, mit Sumi-Tusche schwarz gefärbten Papierrollen der Koreanerin Jae Ko und die nun sehr künstlich wirkenden Silikonbilder von Frank Piasta aufeinander. Die nächste Konstellation ist wesentlich überzeugender, denn die Werke von Jakob Gasteiger (A), wiederum Jae Ko und Nicola Rae (GB) stehen aufgrund ihrer feinen Strukturen in einem anregenden Disput zueinander. Insbesondere Gasteigers frühere Arbeit von 1996 und die gegenüberliegenden, mit Sand und Lehm gefüllten Boxen der Engländerin Nicola Rae harmonieren einfach perfekt miteinander. Wie eine Ausstellung in der Ausstellung wirken hingegen die farbigen Bienenwachs-Objekte von Johannes Girardoni (A-USA). Im oberen Ausstellungsraum begegnet man zuerst René Rietmeyers Serien aus farbigen Boxen, die in den Ecken vom schmiedeeisernen "Eternal Memory" des japanischen Künstlers Takashi Suzuki (J), einigen minimalistischen, blockhaften Körpern von Nelleke Beltjens (NL) und einem asymmetrischen Gemälde der Südkoreanerin Jeong Sook Ahn flankiert werden. Beltjens begegnet uns auch in der nächsten Koje, hier jedoch den faszinierenden, reliefierten Oberflächen der Gebilde von Yuko Sakurai (J) gegenübergestellt. Und in der letzten Koje dann die pure, beinah sakrale Farbmonochromie in den Gemälden von Paul Raguénès (F) und Thomas Pihl (NOR). Äusserst gelungen ist die Ausstellung immer dort, wo sich Konfrontationen abspielen, also Gegenüberstellungen wie Jae Ko / Jakob Gasteiger / Nicola Rae oder Jus Juchtmans / Frank Piasta oder auch Nelleke Beltjens / Yuko Sakurai / René Rietmeyer. Stellenweise tritt durch die zu unmittelbare Nähe in Form, Farbe und Material der dargestellten Objekte auch die pure Harmonie zutage. So bei der Gegenüberstellung von Paul Raguénès und Thomas Pihl. Andere alternative Lesarten um sich der Ausstellung zu nähern, wären die divergierenden Behandlungen der Oberflächen oder das Serielle oder das Monochrome. Während Rietmeyer ein wenig überrepräsentiert ist, wäre es fein gewesen, mehr von Marcus Abel, Takashi Suzuki und Jeong Sook Ahn zu sehen. Die hierzulande noch eher seltenen Werke von Thomas Pihl, Yuko Sakurai und Nicola Rae sind wahrhaft eine Bereicherung und dieses unglaublich leichte, weisse, schwebende Etwas von Jus Juchtmans ein Traum.
Mehr Texte von Harald Krämer

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Personal Structures
03.03 - 24.04.2005

Ludwig Museum
56068 Koblenz, Danziger Freiheit 1
Tel: +49 261 3040-412
Email: info@ludwigmuseum.org
http://www.ludwigmuseum.org
Öffnungszeiten: Di-Sa 10.30-17, So, feiertags 11-18 h


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