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Die Geschichte von der Besucherfrequenz

Ich war gestern drei Mal bei meinem Freund auf Besuch. Seine Frau hat zwar gesagt sie war den ganzen Tag zu Hause und hat mich nicht gesehen. Aber ich war Vormittag auf Besuch, so um 11 Uhr herum, Nachmittag auch ganz kurz und am Abend sogar ziemlich lange. Ich meine, das kann schon sein, dass mich seine Frau nicht gesehen hat. Aber meine Besuchsfrequenz stimmt. Um 11.00 hab ich ihm mit einer Email besucht. Nachmittag hab ich ihn mit meiner Stimme am Handy besucht und am Abend war ich sogar ausgiebig im Chat auf Besuch. Nun gut Puristen - und die soll es ja noch immer geben - werden sagen "was sind denn das für Besuche ohne Besuche???" Und dann werde ich sagen "Besuche sind Besuche - ob leiblich, astralleiblich, stimmlich oder ganz egal wie. Ende der Diskussion". Gerald Matt von der Kunsthalle Wien sieht das ähnlich wie ich. Ein von ihm gezählter Museumsbesucher muss da gar nicht erst ins Museum kommen. So werden z.B. Kooperationspartnern Kartenkontingente zur Verfügung gestellt - und damit ist für Gerald Matt jede ausgegebene Besucherkarte auch schon ein gezählter Besucher. "Der entscheidende Punkt ist nicht, dass die Leute dann auch kommen, sondern dass wir damit Einnahmen erzielen, die wir sonst nicht hätten" (angeblicher Originalton Gerald Matt). Liebe Glossenfreundinnen und -freunde lassen sie sich bitte diesen "entscheidenden Punkt" auf ihrer geistigen Zunge zerfließen. Aber so ist das mit der Vollrechtsfähigkeit. Die Ausstellung an sich ist nicht der entscheidende Punkt. Welcher Museumsdirektor könnte es sich derzeit schon leisten, mit kleinen aber feinen Besucherzahlen zu protzen. Da wäre er weder vollrechts- noch zurechnungsfähig. Hauptsache die Besucherzahlen können auf rubensähnliche Dimensionen hochgeschummelt werden und die Einnahmen stimmen. Politiker und Medien brauchen für die Museen vorrangig begeisternde Besucherzahlen und nicht begeisterte Besucher. Daher empfehle ich ab sofort alle Museumsanclicker im Web als vollwertige Museumsbesucher zu listen. Da würden die Zahlen gleich über die ersehnte Millionenschallmauer springen.
Mehr Texte von Manfred M. Lang

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