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Österreich baut auf - Wieder-Aufbau und Marshall-Plan: Österreichisch-amerikanische Freundschaft. Fragezeichen.

In einer Vitrine liegt ein Buch: "Amerika" steht drauf, ein stilisiertes Bild der Freiheitsstatue mit weithin strahlender Fackel schmückt das Cover. "Es gibt ein Land der Hoffnung, ein Land der Freiheit", wird ein recht pathetischer Satz daraus zitiert. Schließlich ist der Schwerpunkt der Ausstellung (Kuratoren: Helmut Lackner, Georg Rigele), die damit beginnt, das European Recovery Program vulgo Marshall-Plan. Objekte und Dokumente, Fotografien und Plakate vermitteln ein umfassendes Bild von der Zeit des Wiederaufbaus in Österreich, der Hilfe des reichen Onkels Amerika und dessen dahinter stehenden Interessen. Dass gleich zu Beginn der einfache, doch einprägsame Satz "Die Bomben fielen nicht aus heiterem Himmel" steht, erzeugt ein positives Gegengewicht zu einer anderen, in den Medien bereits ausreichend kritisierten Veranstaltung und lässt Missverständnisse gar nicht erst aufkommen. In einem konstruktivistisch anmutenden Display, dessen Gestaltung manchmal etwas unmotiviert erscheint, rollen übersichtlich gegliederte Kapitel das Thema auf. "Idee und Ausführung", "Produktivitätssteigerung" oder mehrere Dokumentationen zu wichtigen Großprojekten wie etwa der Elektrifizierung der Westbahn sowie zur Entwicklung verschiedener Industriezweige veranschaulichen wirtschaftliche Auswirkungen des Marshall-Plans; andere Bereiche, nicht weniger spannend, kulturelle: "Tradition und Aufbruch" dokumentiert die Spannung zwischen amerikanischer Modernisierung und folkloristischer Rückwärtsgewandtheit, "Werbung" die umfassenden Propagandamaßnahmen, mit denen die USA das European Recovery Program bewarben (schließlich waren 5 % des Budgets dafür vorgesehen). Eindrucksvoll inszeniert: Eine Wand mit Büchern aus dem Linzer Amerika-Haus, in der sich neben dem "Girl Scout Handbook" auch ein knallroter Band mit dem Titel "Worldwide Communist Propaganda" findet. So fundiert und differenziert diese Ausstellung ist, so greifbar und anschaulich wird sie durch die Wahl ihrer Objekte. Gerade in Zeiten von "Gedenkjahr"-Feiern und generalisierendem Amerika-Bashing von außen rechts bis außen links ist diese Schau ein wichtiger Gegenpol, der die Relevanz der guten Beziehungen zwischen Österreich und den USA herausstreicht. Und gleichzeitig mit einem Fragezeichen versieht.
Mehr Texte von Nina Schedlmayer

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Österreich baut auf - Wieder-Aufbau und Marshall-Plan
18.03 - 02.10.2005

Technisches Museum Wien
1140 Wien, Mariahilferstrasse 212
Tel: +43 (1) 89998-6000
Email: mbox@tmw.ac.at
http://www.tmw.ac.at
Öffnungszeiten: Mo - Sa 9.00-18.00 Uhr, Do 9.00-20.00 Uhr, Somm- und Feiertag 10.00-18.00 Uhr


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