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David Moises - Moonraker: Verbastelt

Es war spektakulär. Vorige Woche setzt David Moises in der Galerie Charim sein Hoverdrom in Gang. Das Autodrom-Gefährt mit eingebauten Vespamotor bewegte sich zwar nicht nennenswert vorwärts, aber der Auspuff glühte bedrohlich. Am Ende waren alle froh, dass nichts passiert ist. Mit Vorliebe bastelt Moises Geräte, die sich selbst im Weg stehen. Es könnte, so seine Überlegung, sein, dass die Dinge, die uns so umgeben, auch sowas wie eine Seele haben. Zum Beispiel der Heimtrainer. Der denkt sich vielleicht: Wieso muss ich ständig so blöd herumstehen? Ich würde jetzt gern ein bisschen spazieren gehen. Und David Moises ermöglicht es ihm: Flugs ein Motor eingebaut, zwei zusätzliche Rollen anmontiert, und schon können die Fitnessjünger das Gerät durch die Gegend strampeln. Das ist natürlich viel anstrengender als mit dem Rad zu fahren. Aber um den Benutzer geht es hier ja nicht. Schon Dada und Konstruktivismus bauten bewußt dysfunktionale oder autodestruktive Maschinen - Moises` Fortbewegungsmittel der etwas anderen Art (auch ein fliegender Teppich ist darunter) funktionieren zwar nach seinen kühnen Eingriffen noch immer, aber nicht ganz so reibungslos wie vorher. Irrational eingesetzt, wird die Technologie zu einem zeit- und kraftraubenden Supplement. Das Interessante an der Ausstellung ist, dass sich der 32-jährige Moises weitgehend auf Alltagskultur seiner Kindheit bezieht: Da frisiert er ein "Bonanzarad" auf, dort lässt er eine Spielkonsole blechern Zukunftsverheißungen aus dem Jahre Schnee daherplappern, und auch das Ausstellungsdesign spielt an auf einen Fetisch dieser Jahre: Die Zeitschrift "hobby". Das alles erinnert ein bisschen an den Wickie-Slime-and-Paiper-Kult der letzten Jahre. Automatisch ist so Gefahr von Nostalgie im Verzug, die sich auch durch Ironie nicht ganz bannen lässt. Und doch: Vielleicht sind Moises` Geräte doch mehr als nur lustig. Vielleicht sind sie die Bestandsaufnahme des Feelings einer Generation. Die kapiert hat, dass die technologischen Versprechungen der vorigen Jahrzehnte nichts mehr taugen. Und die mit ihren dreißigirgendwas Jahren noch immer gerne spielt und bastelt.
Mehr Texte von Nina Schedlmayer

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David Moises - Moonraker
16.03 - 07.05.2005

Charim Galerie
1010 Wien, Dorotheergasse 12
Tel: +43 1 512 09 15, Fax: +43 1 512 09 15 50
Email: info@charimgalerie.at
http://www.charimgalerie.at
Öffnungszeiten: Di-Fr: 11-18h
Sa: 11-14h


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