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Man stelle sich vor

Man stelle sich vor, wie das ist, wenn man vor dem Spiegel steht und plötzlich realisiert, dass die Person dort vis à vis wird sterben müssen, man selbst, nicht irgendwer. Als die Handlung von "Sophie Scholl - Die letzten Tage" diesen Punkt erreicht, hört man zum ersten Mal leise, sentimentale Klaviermusik und erfährt mit ihr unerwartet einen intensiven Moment reiner Menschlichkeit. Bis dahin hatte die Kamera die Geschwister Sophie und Hans Scholl beim gefährlichen Auslegen von Flugblättern der Widerstandsgruppe Weiße Rose in der Münchner Universität beobachtet und wie sie dabei erwischt wurden. Man wurde Zeuge, wie die Gestapo Sophie Scholl verhörte. Ihn hatte nach der Lektüre der Vernehmungsprotokolle interessiert, wie diese schüchterne, entschlossene junge Frau, um sich und andere zu retten, fünf Stunden lang gelogen hatte, bis sie letzten Endes kompromisslos zu ihrer Überzeugung stand, sagt der eben für "Sophie Scholl" mit dem Silbernen Bären für die beste Regie ausgezeichnete Marc Rothemund über seinen Film. Noch zwei Mal ist die leise, sentimentale Klaviermusik zu hören: Als Sophie Scholl einer Mitgefangenen von ihrem Verlobten erzählt und als sie Abschied von ihren Eltern nimmt. Das sind die emotionalen Kontrapunkte zur sonst fast bürokratischen Nacherzählung von Verhör und anschließendem Prozess. Der Rest passiert auf dem Gesicht von Julia Jentsch. Ihren Silbernen Bären als beste Darstellerin hat sehr wohl verdient. Sophie Scholl - Die letzten Tage Deutschland 2004 R: Marc Rothemund D: Julia Jentsch, Fabian Hinrichs, Alexander Held, Johanna Gastdorf 117 min. www.sophiescholl-derfilm.de Ab 25.2. im Kino.
Mehr Texte von Andrea Winklbauer

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