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Ottokar Uhl - Nach den Regeln der Architektur: Uhls Universum

"Form follows function," meinte Mies van der Rohe. "Form = Lebensweise", würde Ottokar Uhl kontern, wenn er sich plakativ auf einen Satz verknappen ließe. Doch Uhl ist nicht plakativ, denkt in komplexen Zusammenhängen und Systemen. Das beginnt in puncto Bauen bei standardisierten, industriellen Methoden und reicht bis zur Demontage. Architektur als Bestandteil des übergeordneten gesellschaftspolitischen Systems, Resultat unzähliger Entscheidungen und kommunikativer Prozesse. Uhl sah jede Bauaufgabe in Kontexten, Form als Inhalt. Weil Komplexität schwer zu vermitteln ist, hat er nicht den Rang, den er verdient. Dabei könnten sein vernetztes Denken und ganzheitlicher Ansatz bis heute richtungsweisend wirken. "Nach allen Regeln der Architektur" lässt sich Uhl nun entdecken. Prägend wirkten Lois Welzenbacher und Konrad Wachsmann, bei dem in gruppendynamischen Prozessen von der Effizienz industrialisierten Bauens erfuhr. Zwei Methoden, die Uhl lebenslang forschend weiter entwickelte. Erstmals realisierte er beides in Kirchen, wo räumlich-liturgisch die Neuerungen des zweiten Vatikanums und baulich Fertigteilsysteme zum Tragen kamen. Uhls Vision war eine demokratische Architektur: transparent, nachvollziehbar und objektiv geplant. Demokratie heißt Gleichberechtigung, bei Uhl erschöpft sich Mitbestimmung nicht im Versetzen von ein paar Zwischenwänden. Als Partizipationsarchitekt wurde er berühmt und mit dem Vorwurf konfrontiert, die Gestaltungsverantwortung abzugeben. Ein unfaires Urteil, das zu kurz greift. Viel innovative Energie steckte Uhl in Vermittlung und Darstellung von Planungsprozessen und Bauabläufen, die er voll Respekt vor den Beteiligten steuerte. Anleitungskataloge, Modelle, viele, zähen Teamsitzungen versetzten die Beteiligten in die Lage, Konsequenzen ihrer Entscheidungen abzuschätzen. Das reichte bis zur Preistransparenz bei der Materialwahl. Die Gestaltung durch die Kuratoren Johannes Porsch und Bernhard Steger reflektiert Uhl. Auf vorgefertigten Pressspanplatten im Normformat liest und schaut man sich quer durchs Oevre, Blöcke mit Zitaten laden zum Abriss, gestapelte Platten zum Draufsteigen, frei stehende Sessel zum Verstellen. Ob die Besucher eher aufmerksam mündig oder passiv wohlerzogen sind, wird der Raum weisen.
Mehr Texte von Isabella Marboe

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Ottokar Uhl - Nach den Regeln der Architektur
03.03 - 13.06.2005

Architekturzentrum Wien
1070 Wien, Museumsquartier, Museumsplatz 1
Tel: +43 1 522 31 15, Fax: +43 1 522 31 17
Email: office@azw.at
http://www.azw.at
Öffnungszeiten: tägl. 10-19h


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