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Adam Wiener - Geschweige - denn: Hemmungsloser Umgang mit der Kunst

Von einem derartig hemmungslosen Umgang mit der Kunst möchte man nur träumen. Während Konsumkids Logos bekannter Designermarken auf ihren Leibern tragen, geht Adam Wiener den umgekehrten Weg. Er häutet die Plastiksackerln einer bekannten Drogeriekette und spannt sie über einen Rahmen. Und so entsteht ein Bild. Doch das kann doch nicht alles gewesen sein. Im Zweiergespann mit Christian Droste entwickelte Wiener diese Hauttechnik, die ganz simpel darin besteht, dass Acrylhäute in transparenten Schichten auf gefundenes Material oder auf Malgrund aufgetragen werden. So läßt sich alles einverleiben, was nicht niet- und nagelfest ist. Die Acrylhäute spannen sich quasi als Interfaces zwischen Körper und Bildgrund und fangen die Outputs unserer Konsumgesellschaft ein. Doch auch diese duplizierte Realität ist verwundbar. Absorbiert und zugleich aus allen Nähten platzend, gewinnt die Zweidimensionalität des Bildes an haptischen und körperlichen Qualitäten. Plastikfolien mit Tomaten- und Früchtemustern zählen ebenfalls zu den bevorzugten Materialien und gleichen jenen Tischtüchern, wie wir sie in Omas Schrebergarten finden. Haarsträubendes wird unter Acrylschichten gebannt. Grelle Farbeffekte ziehen ihre Spuren in die Ära des Punks. Auch Kitsch darf nicht fehlen. Herzen, von Rüschen umrahmt, tauchen als Reisemitbringsel auf. Doch die Lust am Sehen erschlafft dort, wo man wiederum auf das bekannte Logo trifft. Auch die Kritik an der Konsumsucht kennt ihre Grenzen. Von Manuel Bonik als Multi-Layering ausgewiesen, graben sich die Schichten ein und mit ihnen all jene Kunstströmungen, die sich den Formalismen entziehen. Doch die Last der Kunstgeschichte ist schwer abzuhängen und so läßt sich nachlesen, dass durch die transparenten Schichten Verschiebungen der Perspektiven und elastische Dimensionen entstehen - konstruierte Theorienbildung in Reinkultur. Dennoch entziehen sich die Werke Wieners bekannten Kategorien wie Schönheit, Häßlichkeit, Ironie, Ernst und lösen dadurch eine Mischung aus Faszination und Abscheu aus.
Mehr Texte von Ursula Maria Probst

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Adam Wiener - Geschweige - denn
13.12.2001 - 31.01.2002

Projektraum Viktor Bucher
1020 Wien, Praterstraße 13/1/2
Tel: +43 676 561 988 0
Email: projektraum@sil.at
http://www.projektraum.at
Öffnungszeiten: Di-Fr 14-19, Sa 11-15 h und nach tel. Vereinbarung


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