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Vasarely - Die Täuschung: Wiedererkennen macht Freude

Es flirrt und wurlt, es wölbt und baucht sich, es zieht rasant hinein und stößt wieder zurück: Die Bilder des Ungarn Victor Vasarely sind eine solche Sensation, dass sie immer und immer wieder zwanghaft auf Postern reproduziert und in Wohn-, Vor- und Arbeitszimmer affichiert werden mussten. Der Gipfel dieser Op-Art-goes-Pop-Welle ist glücklicherweise längst übertaucht, und Vasarelys als Raumdekoration auch in ansonsten kulturferne Bevölkerungskreise vorgedrungene Kunst scheint ihren Schrecken verloren zu haben und darf also wieder in Kunstinstitutionen gezeigt werden. Kennt man die weniger massentauglichen Arbeiten des seltsamen Künstlers, der sich mit seiner Liebe zur Präzision und zur Wissenschaft vom Künstlerbild seiner Zeit ziemlich abhob, so weiß man, dass er viel früher genau jene Ideen vorformulierte, die sich später derartiger Beliebtheit erfreuten. In seinen abstrakten Gemälden der 40er- und 50er-Jahre ließ er Räume umspringen, stellte symmetrische Farbflächen scharf und gespiegelt einander gegenüber und experimentierte mit Parametern der Wahrnehmung. Von all dem ist in der Ausstellung "Die Täuschung" in der Kunsthalle Krems nichts zu sehen. Die Kuratoren (Tayfun Belgin, Hartwig Knack) der mit 23 Exponaten eher mageren Schau konzentrieren sich tatsächlich eher auf die leicht konsumierbaren Arbeiten: Die Zebras, die so lieb verschlungen sind. Die bunten Waben, die sich elastisch ausdehnen. Die schwarzen und weißen Eckerln, die sich so lustig drehen, wenn man sie länger anschaut. An einer Wand darf das verspielte Gemüt sogar selbst mit rechteckigen Magneten Bilder basteln. Das liefert zwar Groß und Klein, Alt und Jung jede Menge optischer Eindrücke und Erlebnisse, trägt aber wenig dazu bei, das Image Vasarelys als Posterkünstler etwas ins Wanken zu bringen. Vielleicht hat aber ohnehin niemand Interesse an einem anderen Bild von dem Mann mit den Aschenbecherbrillen. Denn, so ein Grundsatz der Wahrnehmungslehre: Wiedererkennen macht Freude.
Mehr Texte von Nina Schedlmayer

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Vasarely - Die Täuschung
27.02 - 10.04.2005

Kunsthalle Krems
3500 Krems, Franz-Zeller-Platz 3
Tel: +43-2732 90 80 10, Fax: +43-2732 90 80 11
Email: office@kunstalle.at
http://www.kunsthalle.at
Öffnungszeiten: Di - So und Mo wenn Feiertag 10-18 Uhr; in den Wintermonaten 10-17 Uh


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