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Madonna der Architektur

Am 25. Januar ist Philip Johnson im Alter von 98 Jahren in seinem Glashaus gestorben. Der Mann, der für sich selbst provokativ in Anspruch nahm, keinerlei Überzeugungen zu besitzen, war eine der symptomatischsten Gestalten des 20. Jahrhunderts. Mit 26 kuratierte er gemeinsam mit Henry Russell Hitchcock im New Yorker Museum of Modern Art eine legendäre Ausstellung moderner Architektur, deren Katalog "The International Style" (1932) einer ganzen architektonischen Epoche den Namen gab. Johnson sympathisierte mit dem Nationalsozialismus und gründete in den USA eine rechte Partei, fand aber als Spätberufener über die emigrierten Bauhäusler zum Bauen. Nach seinem Studium bei Walter Gropius und Marcel Breuer in Harvard entwarf er sein "Glass House" in New Canaan/Connecticut, das er 1949 bezog, eine Paraphrase von Ludwig Mies van der Rohes Farnsworth House. Später arbeitete er mit Mies am New Yorker Seagram Building, in dem sich auch Johnsons Büro befindet. Johnson hatte sich erst im Oktober 2004 aus dem aktiven Berufsleben zurückgezogen. Das Büro wird seither von seinem langjährigen Partner Alan Ritchie geführt, der Johnson als "fähig, sich wie Madonna stets neu zu erfinden" charakterisierte. Der 1906 in Cleveland/Ohio geborene Johnson, der 1979 den ersten Pritzker-Preis erhielt, wurde in den achtziger Jahren mit dem Chippendale-Giebel seines New Yorker AT&T Building und mit dem gotisierenden PPG Building in Pittsburgh zum Protagonisten einer eklektischen Postmoderne. In den neunziger Jahren bezeichnete er die Ost-Berliner Stalinallee als "wichtigste Errungenschaft des Städtebaus im 20. Jahrhundert". Gleichzeitig verschrieb er sich dem architektonischen Dekonstruktivismus à la Frank Gehry, von dem auch sein Monument "Wiener Trio" am Wiener Schottenring/Franz-Josefs-Kai zeugt. Johnson hatte die dreiteilige Arbeit 1996 für die MAK-Ausstellung "Turning Point" entworfen.
Mehr Texte von Iris Meder †

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