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Die Sammlung Costakis - Licht und Farbe in der Russischen Avantgarde 1910-1930: Licht und Dunkel

Selten bietet sich hierzulande die Gelegenheit zu einer so umfassenden Übersicht der russisch-sowjetischen Avantgarde. Des Leitmotivs Farbe und Licht hätte es bei der Auswahl von rund 300 Arbeiten aus der Sammlung Costakis gar nicht bedurft. So manche Neuentdeckung ist zu machen, vom symbolistischen Frühwerk von Kasimir Malewitsch, Iwan Kljun und Jelena Guro über den mit Pawel Filonow vergleichbaren Wsewolod Sulimo-Samujlo und Solomon Nikritin, dessen Bilder aus den Zwanzigern den abstrakten Expressionismus vorwegzunehmen scheinen, bis hin zum Spätwerk von Alexander Rodtschenko, das Parallelen zu Jackson Pollock und der amerikanischen Kunst der vierziger Jahre zeigt. Leider begeht der Katalog den alten kunsthistorischen Fehler, Biografien nur als Aufzählung von Studienjahren und Ausstellungsbeteiligungen zu sehen. So erfährt man nichts von den Hintergründen der Hinrichtung von Gustafs Kluces, der aus lauter Überzeugung für den Sowjetstaat seinen Namen zu Gustav Klucis russifizierte und, wie Alexander Drewin, nur seiner lettischen Abstammung wegen in die stalinistische Todesmaschinerie geriet, oder von der tödlichen Diphtherieinfektion der erst 32jährigen Olga Rosanowa während eines Sozialprojekts. Im übrigen handelte es sich um die erste künstlerische Epoche, in der Künstlerinnen die gleiche Bedeutung besaßen wie ihre männlichen Kollegen. Ausgerechnet Rosanowas großartige Collagenserie "Der universale Krieg" ist aus unerfindlichen Gründen im fast durchgehend farbigen Katalog nur schwarzweiß abgebildet. Andere Arbeiten sind wiederum nur im Katalog rezipierbar, etwa Kliment Redkos "Suprematismus" (1921), dessen schwarz-braun-anthrazitgraues Wechselspiel von glatt und rauh, glänzend und matt in der Reproduktion besser zu sehen ist als am Original mit seiner stark spiegelnden Verglasung, in der man hauptsächlich das Streifenmuster der Deckenbeleuchtung erkennt. Sollte man das im 21. Jahrhundert nicht in den Griff bekommen können?
Mehr Texte von Iris Meder †

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Die Sammlung Costakis - Licht und Farbe in der Russischen Avantgarde 1910-1930
18.02 - 19.06.2005

mumok - Museum moderner Kunst Stiftung Ludwig Wien
1070 Wien, Museumsquartier, Museumsplatz 1
Tel: +43 1 52 500, Fax: +43 1 52 500 13 00
Email: info@mumok.at
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Öffnungszeiten: Täglich: 10.00–18.00 Uhr, Do: 10.00–21.00 Uhr


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