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Regula Dettwiler - Like a collection of butterflies: Ortlose Orte, mobile Immobilien

Sonya und Steven sind in Vegas um sich kurz zu erholen. Mila, die Innenarchitektin, schaut nochmal nach, ob sie ihr Flugticket mit sich hat - nachdem sie heuer schon 100 000 Meilen geflogen ist, ist das ein ganz alltäglicher Vorgang für sie. Und Stephanie blättert in ihrem Adressbuch nach Begleitern für ein Fest. Regula Dettwiler hat Menschen gekauft. Im straighten Anzug oder Kostüm treten sie auf als Prototypen eines gegenwärtigen Lifestyles, dessen wesentliches Merkmal die Mobilität - in jeder Hinsicht - ist. Die eingekauften Menschen - von Schauspielern dargestellte Computerfiguren - sollen für Immobilienmakler Animationen von Wohnungen bevölkern. Unheimlich wirken sie auf den Bildschirmen in den pastellfarbenen monochromen leeren Räumen, in den die Künstlerin sie verpflanzt hat, und der genauso unbeschrieben ist wie die unheimliche Apotheose des White Cube aus Andy und Larry Wachowskis "Matrix" - wenn das Unheimliche das Unentschieden zwischen belebter und unbelebter Materie bedeutet. Denn obwohl es sich um "Real People" handelt, werden sie quasi virtuell getötet durch das starre Repetieren der ewiggleichen Gesten, gefangen im Loop. Etwas verloren hängen im Eingangsbereich der praxis zwei Fotoarbeiten, deren Settings wie Film Stills wirken: Ein steriler Raum sieht ein wenig so aus wie das Filmset von "Gattaca". Ein aus der Vogelperspektive aufgenommener Unterstand für Autos könnte Tatort in einer Columbo-Folge sein. Tatsächlich stammen die Ausgangsfotos für die Arbeiten von Immobilien-Websites und führen so von Medien generierte Sehgewohnheiten vor. Gerade weil Dettwilers Ansätze spannend sind, würde man gerne mehr davon sehen. In der Reduktion auf so wenige Exponate erschließt sich außerdem nicht wirklich der Zusammenhang zwischen den beiden Arbeiten, die so ein wenig in der Luft hängen. Dabei erzählen sie viel über Mobilität und Immobilität, Ort und Ortlosigkeit im sogenannten virtuellen Zeitalter.
Mehr Texte von Nina Schedlmayer

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Regula Dettwiler - Like a collection of butterflies
13 - 22.01.2005

Ihre Meinung

1 Posting in diesem Forum
Es ist, was es ist...
Helga Köcher | 24.01.2005 08:56 | antworten
Anschaulich geschrieben, kritisch betrachtet, prägnant im Kontext verortet.... Wie wohltuend sich diese Art über Kunst zu schreiben von jenen nebulosen pathetischen Worthülsen abhebt, mit denen Möchtegerns Intellektualität mimen! artmagazine wird mir immer sympathischer!

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