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Police: Härter als die Polizei erlaubt

Ist die politisch engagierte, kritische Kunst in einer Krise? Angesichts der aktuellen Biennale-Ausstellungen könnte man fast zu dieser Ansicht gelangen. Eine Alternative zu den derzeit wieder mal grassierenden Eskapismen liefert die Landesgalerie Linz mit ihrer teilweise etwas ausufernden, insgesamt aber spannenden Schau, die recht simpel mit "POLICE" betitelt wurde. Nicht nur dokumentarische Ansätze wollten die Kuratoren Martin Hochleitner und Gabriele Spindler zeigen, sondern auch Inszenatorisches und Fiktives. Wobei: Allzu wörtlich sollte man das mit der Polizei nicht nehmen. Sonst hätte etwa Peter Friedls (eher ödes) Video, in dem er die Arbeit privater Sicherheitsdienste dokumentiert, ebensowenig Platz hier wie Santiago Sierras (in der Videoaufnahme auch nicht wahnsinnig aufregende) Arbeit: Die Frau, die am 1. Mai 2003 im spanischen Pavillon der Biennale Venedig saß, starrte, einen spitzen Hut tragend, an die Wand; Besucher waren keine anwesend, da ausschließlich BesitzerInnen eines spanischen Reisepasses eingelassen wurden - und sich offensichtlich für die Dauer der Performance keiner hierher verirrte. Polizei ist allerdings weit und breit keine zu sehen. Eher sozusagen implizit vorhanden, konjunktivisch verstanden, als Vertreter eines staatlichen Gewaltmonopols, das Grenzen verteidigt. Manchmal bis aufs Blut. Wie weit das gehen kann, selbst in augenscheinlich zivilisierten Staaten wie jetzt zum Beispiel Österreich, zeigt sich drastisch in Oliver Resslers beeindruckender Videoinstallation "This is what Democracy looks like!". TeilnehmerInnen an den Demonstrationen beim WEF in Salzburg 2001 kommen zu Wort, die von Übergriffen berichten, von unmotivierten Polizeikontrollen, von bedrohlichen Situationen: Da wurden die Demonstranten etwa so eingekesselt, dass sie eng aneinander gepresst standen und ihnen buchstäblich die Luft wegblieb. Dagegen müssen Arbeiten wie Rodney Grahams Videoperformance, in der er von einem Polizisten bewacht, als Häftling verkleidet am Klavier spielt, fast zwingend harmlos wirken. Egal. In einem Europa, das der Exekutive immer mehr Macht zugesteht und diese sie auch mit aller Härte durchsetzt, sind Ausstellungen wie diese notwendig und brisant.
Mehr Texte von Nina Schedlmayer

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Police
18.06 - 28.08.2005

Landesgalerie Linz
4010 Linz, Museumstrasse 14
Tel: +43 732 7720 52200, Fax: +43 732 7720 252199
Email: galerie@landesmuseum.at
http://www.landesgalerie.at
Öffnungszeiten: Di-So 10-18, Do 10-21 h


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