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Just Do It! - Die Subversion der Zeichen von Marcel Duchamp bis Prada Meinhof: Gelebte Utopie der Subversion

"Culture Jamming", das sind raffinierte Umcodierungen von Logos, Zeichen-Piraterien, ironische Überaffirmation, pfiffige Umtextungen, smarte Coverversionen: Aneignungen im weitesten Sinne. Die Ausstellung "Just do it!" feiert dieses Culture Jamming nun als "eine ästhetische Strategie des zivilen Ungehorsams, die in den letzten beiden Jahrzehnten nicht nur in Pop und Kunst, sondern auch im politischen Aktivismus vermehrt zum Einsatz kommt. "Etliche der gezeigten Beispiele sind Zitatenkreise. Sie reichen von Marcel Duchamps Readymade der Mona Lisa mit aufgemaltem Schnurrbart (1919) bis zu den Appropriationen von Elaine Sturtevant und Sherrie Levine. Sie führen über die AIDS-Tapete, die General Idea 1987 aus einer Vorlage von Robert Indiana entwickelte, weiter zu Mike Bidlo, der 1991 Andy Warhols gefakte Brillo Boxen von 1961 imitierte. Wie sich mit dieser parasitären Strategie auch kunstexterne Bereiche infizieren lassen, belegen in der Ausstellung Kurt Schwitters‘ Benutzung der Buchstabenfolge MERZ, die der Dadaist aus dem Namen "Commerzbank" entwendete, bis hin zu Öyvind Fahlströms Präsentation von LSD im Layout eines ESSO-Schildes aus dem Jahre 1967. Die beeindruckendste Logo-Bearbeitung der Ausstellung stammt indes von Silke Wagner. Zuerst glaubt man einen normalen VW-Bus der Lufthansa zu sehen, wie man sie vom Frankfurter Flughafen kennt. Doch die Aufschrift lautet "Lufttransa Deportation Class" und der Kranich im Logo steigt nicht, sondern sinkt. Die Versprechungen von Otl Aichers legendärem Grafikdesign komprimieren sich plötzlich kurios mit territorialen Unzugänglichkeiten und der heutigen Praxis der Abschiebung. Just do it! will eine optimistische Ausstellung sein. Dass die gezeigten Strategien im konsumorientierten Differenz-Marketing bereits wieder von der Gegenseite angeeignet wurden, war zwar in der ersten Presseaussendung noch Thema, die Kuratoren (Thomas Edlinger, Raimar Stange, Florian Waldvogel) haben aber dann darauf verzichtet, beispielsweise die entsprechenden Kampagnen von Diesel oder Nike zu zeigen. Selbst das im Titel stehende Prada-Meinhof-Label wird man schwerlich finden. Dieser Optimismus macht die Ausstellung sympathisch: Utopien können nicht erreicht, sollten aber gelebt werden.
Mehr Texte von Vitus Weh

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Just Do It! - Die Subversion der Zeichen von Marcel Duchamp bis Prada Meinhof
26.02 - 06.06.2005

Lentos Kunstmuseum Linz
4020 Linz, Ernst-Koref-Promendade 1
Tel: +43 70 7070 36 00
Email: info@lentos.at
http://www.lentos.at
Öffnungszeiten: täglich außer Mo 10-18 Uhr, Do 10-21 Uhr


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