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Angedeutete Scheinbarkeiten

Wir wissen also seit kurzer Zeit, dass auch österreichische Soldaten bei ihrer Ausbildung ein bisserl misshandelt wurden - um sie so richtig fit zu machen für Quälereien nach einer waldviertler terroristischen Gefangennahme inklusive einer daraus resultierenden Liquidierung. Da aber unsere Soldatenazubis - wahrscheinlich in Ermangelung von ausreichenden Freiwilligen - nicht ganz so richtig erschossen werden konnten, gab es nur Schein-Erschießungen. Aber diesen Vorwurf dementierten die Verantwortlichen beim Bundesheer umgehend und sofort. Es gab absolut keine "Schein-Erschießungen" sondern nur "angedeutete Schein-Erschießungen". Liebe Glossenfreundinnen und -freunde lasst euch den Unterschied auf der Zunge zergehen. Die Formulierung bedeutet nicht mehr und nicht weniger, als dass die Soldaten von ihren bösen Ausbildern nicht scheinbar erschossen wurden. Die Schein-Erschießung wurde hinterfotziger Weise nur angedeutet. D.h. die Soldaten wurden nur ein bisserl scheinerschossen - also auf gut wienerisch eh nur a wengerl gemeuchelt. Solche angedeuteten Scheinhandlungen finden bei uns allerdings laufend statt. Z.B. ist das künftige Rauchverbot beim Opernball in Wien nicht nur ein Scheinrauchverbot sondern dieses ist nur angedeutet - es wird nämlich versteckte Rauchkammerl geben. Oder die Wussow und der Fortell - die beziehen wohlhabender Weise nur eine Scheinwohlstandshilfe, denn sie haben angedeutet, dass es sonst nix ist mit ihrer Sozialversicherung - das ist scheinbar richtig aber angedeutet scheinheilig. Und wie oft sind bei uns die Scheinsubventionen nur angedeutet. Nix ist fix - oder zumindest nur scheinbar fix gedeckelt. Aber auch in der großen weiten Welt gibt?s die angedeuteten Scheinbarkeiten - da werden z.B. aus Verhandlungen mit der Türkei Scheinverhandlungen - und zwischen den Zeilen ist ohnehin alles nur angedeutet. Wie auch immer - Ich habe jedenfalls eine große Bitte: kann man nicht den bundesheerlichen Formulierungserfinder für den nächstjährigen Literaturnobelpreis nominieren? Und wenn schon nicht scheinbar dann zumindest angedeutet?
Mehr Texte von Manfred M. Lang

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