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Einblick - Ausblick - Überblick. Rendezvous mit der Sammlung Würth: Moderne an Muschelkalk

Könnte man die Kunsthalle Würth essen, sie wäre vermutlich ein Teller Spaghetti alle Vongole, serviert an einem lauen Sommerabend auf einer italienischen Piazza. Vom Schraubenfabrikanten Reinhold Würth gestiftet, ist der Bau des Dänen Henning Larsen ein Glücksgriff. Zugänglich über einen schmalen Steig vom Kocher-Ufer, nimmt er mit seiner Verkleidung aus roh gebrochenem heimischem Muschelkalk das Material der umgebenden Bebauung auf, bleibt dabei aber in seiner Gruppierung zweier Kuben mit zwischengeschalteter Terrasse und großzügiger Verglasung zur Altstadt von Schwäbisch Hall auf selbstverständliche Weise modern. Die Eröffnungsausstellung will (bei freiem Eintritt) Einblicke in Würths Sammlung von Kunst des 20. Jahrhunderts geben, die sonst im Museum Würth im nahen Künzelsau gezeigt wird. Schwerpunkte sind hier u. a. Pablo Picasso, Max Beckmann, Hans Arp, aber auch die neuen Wilden der achtziger Jahre (darunter eine großartige Reihe von Pilz-Portraits von Lambert Maria Wintersberger), konkrete Kunst, Abstraction-Création und das in diesem kleinen Rahmen stark überrepräsentierte Werk von Christo und Jeanne-Claude. Beim dezidierten Anspruch, auch breitere Bevölkerungsschichten an die Kunst der Moderne heranzuführen, wirkt die Auswahl unentschieden zwischen einem Überblick über die Kunstrichtungen des 20. Jahrhunderts und der Präsentation spezieller Werkgruppen wie früher Arbeiten von Oskar Schlemmer, die ohne die Kenntnis seines späteren Werks kaum aussagekräftig sind. Bei den Arbeiten von Serge Poliakoff, Alberto Magnelli und Max Bill erweist sich die Schwerpunktsetzung als Chance, auch selten Gezeigtes ausführlicher vorzustellen. Dies geschieht im offenen Rahmen eines Museums, das die neuerdings wieder beliebte Kunstbunker-Attitude ablehnt, keine Angst vor der optischen Konfrontation zeitgenössischer Kunst mit Fachwerkhäusern und gotischen Kirchen hat und Kunst und Genuss nicht zuletzt in der schön-schlichten Cafeteria zusammenbringt. Ein Haus, das froh macht.
Mehr Texte von Iris Meder †

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Einblick - Ausblick - Überblick. Rendezvous mit der Sammlung Würth
01 - 31.10.2001

Kunsthalle Würth
74523 Schwäbisch Hall, Lange Straße 35
http://www.wuerth.com


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