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Das neue Europa - Kultur des Vermischens und Politik der Repräsentation: Die Kunst der Verspätung

Wie verzweifelt das alte, im Wohlstand sklerotisch gewordene Europa nach dem Unverbrauchten dürstet, kann man jedes Jahr am Grand Prix Eurovision de la Chanson erkennen. Im Schatten dessen, ob die Österreicher den Deutschen einen Punkt geben und die Skandinavier die Chose wieder unter sich ausmachen, sind die Sieger aus Ländern gekommen, die Türkei oder Ukraine heißen. Auch wenn sie vermutlich nie Bestandteil der EU werden, im Kulturellen liefern sie den Vorschein der Utopie. Und das Überkommene setzt dafür den Rahmen. Etwas Ähnliches findet momentan in der Generali Foundation statt. Unter dem Motto "Das Neue Europa" zeigen sie dort einiges, was im Fokus dessen, dass jetzt 25 Zöglinge auf den Namen Union hören, brauchbar erscheint. Was man von den Ausstellungen der Generali kennt, steckt auch hier den Rahmen. Es sind Schaubilder von Möglichkeiten, die politisch wären, versandeten sie nicht als Kunst in den Untiefen der Verspätung. Der Franzose Renaud Auguste-Dormeuil liefert das Schaubild zum Schaubild. Sein 2001 ersonnenes "Contre-Projet Panopticon" arbeitet gegen die Allgegenwärtigkeit der Kontrolle an, der man durch die satellitengeschützte Navigation unterliegt. Also baut er ein Dach aus Plexiglas, das die Wellen aus dem Weltall absorbiert, auf ein Fahrrad. Nun ließe es sich ungestört radeln, stammte das Fahrzeug, das hier seine kühne Konstruktion aufgesetzt bekam, nicht stracks aus dem Antiquitätengeschäft. Bei aller Avanciertheit des Konzepts hat man auf das Material vergessen. Die Software ist weiter als die Hardware. Überhaupt gerät in dieser Schau das Alte mit dem Neuen permanent durcheinander. Die Rumänin Lia Perjovschi breitet en gros Massenware auf den Boden, das das Globale aufkommen läßt, indem es Motive zeigt, die von einem Globus stammen. Die Deutsche Silke Wagner stellt ihr Projekt "bürgersteig" vor, eine Art Bühnenaufbau, ein Stage-Set für Diskussionen und Videovorführungen gegen Rassismus. John Miller fotografiert die Leute bei ihren Beschäftigungen zur Mittagszeit. Marlene Streeruwitz ist jetzt auch Künstlerin und zeigt ihr Video "über die straße", das seinerseits der kulturell-ethnischen Vielfalt stattgibt. Für eine "Kultur des Vermischens" und eine "Politik der Repräsentation" spricht sich die Ausstellung aus. Aber ja doch.
Mehr Texte von Rainer Metzger

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Das neue Europa - Kultur des Vermischens und Politik der Repräsentation
20.01 - 24.04.2005

Generali Foundation
1040 Wien, Wiedner Hauptstrasse 15
Tel: +43 1 504 98 80, Fax: +43 1 504 98 83
Email:
http://foundation.generali.at
Öffnungszeiten: Di-Fr 11-18, Do 11-20, Sa, So 11-16h


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