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Lucca Chmel - Architekturfotografie: Im Keller brennt noch Licht

Roland Rainers Franz-Domes-Lehrlingsheim kennen wir Nachgeborenen nur noch von Fotos. Beim Anblick des in den achtziger Jahren an seiner Stelle hochgezogenen billigen Pseudobarocks möchte man weinen. Auch Eugen Wachbergers Linzer DDSG-Anlegestelle hat die Zeitläufte nicht überstanden. Als sich die Autorin das Gebäude vor ein paar Jahren ansehen wollte, fand sie nur noch die Grundmauern. Kurz zuvor war die leichte Glaskiste abgebrochen worden, um dem jetzt dort stehenden Lentos-Kunstmuseum Platz zu machen. Was bleibt, sind Fotografien, die sich dem optischen Gedächtnis eingeschrieben haben. Fotografie ist nicht zuletzt auch Geschichtsschreibung, und Bilder prägen oft ganze Historiografien: Lucia Moholys dynamische Ansichten der Dessauer Bauhaus-Gebäude, de Sandalos berückende Fotos des jungfräulichen Hauses Tugendhat - Bauten, die diesseits des eisernen Vorhangs Ansässige bis zur Wende meist nur über die historischen Fotos rezipieren konnten. Eine ähnliche Rolle nehmen die Fotografien Lucca Chmels für die Wiener Architektur der Nachkriegszeit ein. Es sind nachdrücklich inszenierte Kompositionen, mit komplexen Lichtinstallationen, bei denen das architektonische Logos-Licht nicht selten unter einem Fauteuil oder einem Treppenabsatz hervorstrahlt. Allfällig sichtbare Kabel wurden nicht immer wegretuschiert. Manchmal sind diese Fotos weit besser als die auf ihnen dargestellten und durch sie geadelten Bauten. Hinter ihnen steht nicht zuletzt auch all die Halbherzigkeit und Zaghaftigkeit der österreichischen Nachkriegszeit. Einziges Manko sowohl der Ausstellung wie des empfehlenswerten Katalogs ist, dass sie die dokumentarische Qualität der Aufnahmen außer Acht lassen und keinerlei Angaben darüber machen, an welchen Adressen die abgebildeten Bauten, Boutiquen und Espressi zu finden sind oder waren.
Mehr Texte von Iris Meder †

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Lucca Chmel - Architekturfotografie
16.11.2004 - 09.01.2005

Westlicht
1070 Wien, Westbahnstrasse 40
Tel: +43 1 522 66 36 - 0, Fax: +43 1 523 13 08
Email: info@westlicht.com
http://www.westlicht.com
Öffnungszeiten: Di, Mi, Fr 14-19, Do 14-21, Sa, So, Fei 11-19 h


Ihre Meinung

2 Postings in diesem Forum
Stimmt!
Meerjungfrau | 23.11.2004 08:31 | antworten
Dem Beitrag von Frau Dr. Meder ist nichts hinzuzufügen! Ich habe auch schon in einem e-mail ans Westlicht auf das Fehlen jeglicher Adreßangaben hingewiesen (aber bis dato keine Antwort erhalten....). Wie soll man sich da jetzt auf Spurensuche begeben? OK, das Forum-Kino gibt es nicht mehr, & das Intercont wurde leider verkitscht, aber was ist eben mit den anderen Bauten/Geschäften?
Westlicht ist nicht ganz der richtige Ansprechpartner
Seebär | 15.12.2004 12:01 | antworten
...wenden Sie sich in dieser Sache doch an Herrn Mag. Uwe Schögl von der Bildstelle der Österreichischen Nationalbibliothek. Herr Schögl verantwortet die Inhalte der Ausstellung und des Katalogs. Die Galerie Westlicht ist in diesem Fall nur Gastgeber.

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