VALIE EXPORT - Serien: An der Kante von Zeit und Raum
Nachdem Körperdiskurse bis Ende der neunziger Jahre eine wichtige Rolle spielten, wird der Körper im derzeitigen Kunstbetrieb zunehmend vernachlässigt. Eine Tendenz mit der man sich auch anlässlich der 90 Werke umfassenden Personale von Valie Export konfrontiert sieht, die sich vorwiegend auf die konzeptuellen Fotografien und Zeichnungen der 70er Jahre konzentriert. Ausgeblendet werden dabei die politisch und feministisch ambitionierten Körperperformances der international erfolgreichen Künstlerin, die durch ihr "Expanded Cinema" Mediengeschichte schrieb. Die Anzahl der Studien, die Valie Exports Projekten vorangeht, beeindruckt durch ihre methodische Konzeption. Die gängige Definition der Konzeptkunst als eine Kunst der Umdeutung des Visuellen in das Semantische erfährt in Exports Werk durch intensive meta-mediale Forschungen und die Infragestellung psychopathologischer Rückschlüsse eine spannende Erweiterung. An der verwundbaren Stelle des Films, am Schnitt, setzt Valie Export an, wenn sie ihre fotografischen Arbeiten durch die Logik des Nebeneinanders auf die filmische Sequenz bezieht. Die heute in den Medien wiederholt auftauchenden Schlagwörter wie Identität, Reproduzierbarkeit, Wiederholbarkeit, Autorinnenschaft und Original werden von Valie Export seit den 70er Jahren intensiv behandelt. Universelle Identität und Originalität werden infolgedessen als kollektive Fantasmen geoutet. In der 1975 konzipierten und im Ausstellungsdisplay erstmals realisierten Installation "Split Video Mobile, Expanded Cinema, Video Plastik" schließt Valie Export durch die räumliche Splittung der Videoaufnahme und der Videoabspielung den Dualismus zwischen dem Realen und seiner Repräsentation kurz. Exports Werk zieht alle Register und zwingt dazu, den medialen Diskurs erneut zu definieren. Marina Grzinic bezeichnet diese Methode im Ausstellungskatalog als subversive Strategie gegen die endlose Wiederholung in den Massenmedien. Längst fälliger Mut zur Langeweile äußert sich in der Betonung der Echtzeit.
06.10.2004 - 20.02.2005
Augarten Contemporary
1020 Wien, Scherzergasse 1a
https://www.erstestiftung.org/de/events/kyjiw-bienniale-2023/
Öffnungszeiten: Mi - So 12-18 h