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Roman Signer: Springen und sprengen

Es soll sogar Leute geben, die fragen, ob denn tatsächlich jemand in dem kleinen Lastenauto gesessen ist, das der Schweizer Künstler Roman Signer voriges Jahr eine Sprungschanze hinunterfahren und auf der Wiese darunter landen hat lassen. Wahrscheinlich eh relativ weich. Kaputt war es trotzdem. Dennoch wird die Annahme geäußert, dass es besetzt hätte gewesen sein können - das liegt vermutlich daran, dass die Fotos, die die Aktion dokumentieren, witzig, und was die dräuende Gefahr betrifft, eher harmlos und fast comicartig wirken. Die Realität, die die Fotografien vermitteln, steht wohl ziemlich im Gegensatz zur Realität der tatsächlichen Aktion. Aber schließlich stinkt ja auch ein Foto vom Zwei-Tage-Spiel nicht nach Blut und Beuschel. Der Witz, den Sprengmeister Signer in der vierteiligen Fotoserie, der Einfachheit halber auf den Namen der Karre "Piaggio" getauft, vorführt, ist schwer zu beschreiben - lapidar, aber auch ein wenig kindlich. Absurd, aber auch greifbar. "Im steirischen Wald" hieß eine andere Aktion, und alleine der Titel ist jetzt schon wieder so ein Witz, beiläufig fast. Auf einem Holzlagerplatz hatte er eine Doppelspirale aus Bohrlöchern angelegt, die er in einer ziemlich spektakulären Aktion per Zündschnur sprengte. Auch wenn man sich vor dem Video nicht mehr die Ohren zuhalten muss, fasziniert die stellenweise martialische Ästhetik des Feuers. Wenn sich dann noch quasi postapokalyptisch die Rauchschwaden verziehen und ein Jahr später in einer Betonwüstenidylle schon kleine Bäumchen sprießen, dann sind die utopischen Phantasien à la Lem nicht mehr so weit. Vielleicht sind Signers Aktionen sind heute gerade deshalb so spannend, weil sie sich entziehen. Und auch aufgrund ihrer superkurzen Dauer nicht fassbar sind. Irreal, in letzter Konsequenz romantisch. Weniger beeindruckend sind folglich auch die Objekte, die nun ausgestellt sind, und die eher Witzchen sind als witzig: Ein Staubsauger, der nicht saugt, sondern bläst und so eine dysfunktionale Feuerwerksrakete aufwärts schießt etwa. Im Gegensatz zu den dokumentierten Aktionen ist es vielleicht einfach die physische Präsenz, die die Objekte nun doch auf den Boden der ganz banalen Tatsachen zurückholt.
Mehr Texte von Nina Schedlmayer

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Roman Signer
15.09 - 23.10.2004

Galerie Martin Janda
1010 Wien, Eschenbachgasse 11
Tel: +43 1 585 73 71, Fax: +43 1 585 73 72
Email: galerie@martinjanda.at
http://www.martinjanda.at
Öffnungszeiten: Di-Fr: 11-18h
Sa: 11-16h


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