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Mit Enthusiasmus in die Zukunft

Linz ist Zukunft: Da die dampfenden Industrieanlagen der Voest, dort die permanente Modernisierung des Stadtbildes und dann die Ars Electronica als jährliche Science-fiction-Infusion. Respektable 25 Jahre hat das Linzer "Festival für Kunst, Technologie und Gesellschaft" schon auf dem Buckel. Da lag es nahe, unter dem Motto "Timeshift - Die Welt in 25 Jahren" einmal zurück und voraus zu schauen. Im Bereich der digitalen Medien sind 25 Jahre aber ein fast zu großer Sprung: Der Blick zurück fällt ernüchternd oft auf veraltete Technikreliquien, und den visionären Blick nach vorne traut sich derzeit kaum wer zu. Möglicherweise gleicht der Stand der digitalen Kunst jener der aktuellen Science-fiction-Literatur: Wie es aussieht, stirbt nämlich das originale Genre die Science-fiction-Kurzgeschichte gerade historisch aus. Statt kurzen Plots, die sich ganz den Zwecken der Problemlösung widmen, schreiben heute alle wichtigen Science-fiction-Autoren Romane, das heißt: Sie praktizieren diejenige klassisch-bürgerliche Kunstform, die wie keine andere auf Totalität in der Auseinandersetzung mit gesellschaftlichen und außergesellschaftlichen Geschichtsrealien setzt und deshalb Technik mit Psychologie, Politik mit Schicksal, Wirtschaft mit Wahnsinn zusammendenken kann. Nun ist allerdings die in Linz versammelte digitale Kunstszene nach wie vor gleichsam der Kurzgeschichte verpflichtet: Auch die Lectures der Konferenz durften nicht länger als 25 Minuten dauern. Schön daran ist, dass alles sehr unterhaltsam und enthustiastisch wirkt. Eigenartig ist dieser Gegenlauf zur sonstigen Science-fiction-Kultur trotzdem. Vielleicht sollte man sich das also schnellstens anschauen - solange es diese Zukunftsform noch gibt. Romane lesen kann man später noch.
Mehr Texte von Vitus Weh

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