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Zunge an Zündschnur: Erfrischend abgrundtief

Wie genau der Titel entstanden ist, lässt sich offenbar nicht mehr so recht nachvollziehen. "Zunge an Zündschnur" klingt ein wenig nach nicht unlustiger nächtlicher Wirtshaussitzung. Etwas Substanzielleres wollen wir hier nicht unterstellen. Die Ausstellung, die Albert Oehlen, honoriger Düsseldorfer Kunstakademieprofessor und ehemals selbst ganz schön wilder Hund, aus Arbeiten ehemaliger Studierender kuratiert hat, schaut denn auch ein wenig nach Bewußtseinserweiterung aus. Ausgefuchste intellektuelle Konzepte und langwierige Theorien sucht man vergeblich, hier wird erfolgreich und erfrischend gegen die Beipackzettelkunst angemalt. Ist es Zufall, dass sich alle Arbeiten letztlich um mehr oder weniger tiefe Abgründe menschlicher Verfasstheit drehen? Oder Ausdruck einer Generation oder Zeit, deren Mainstream wohl wie kaum eine andere ständig über die eigene Psyche, sei sie auch noch so uninteressant, reflektiert? Darüber kann nur spekuliert werden. So stellen Cornelius Quabecks Affenporträts die vier menschlichen Wesenszüge (schizoid, depressiv, zwanghaft oder hysterisch) dar; in Andreas Plums Kellerräumen ordnen sich in strenger Komposition Reagenzgläser und sonstiges Gerät für chemische Vorgänge (und daraus kann man ja recht interessante Stoffe gewinnen) in knalligen Neonfarben von Extremgrün bis Superorange. Helga Schmidhuber lässt in ihrer Serie "Zobelchrom" Tiere mit Autobussen oder Zelten verschmelzen - Settings, die aus Träumen stammen könnten. Als einzige (semi-)abstrakt malt Ann-Kristin Hamm, die in ihren ebenfalls ziemlich spacigen Gemälden Textilien zu riesenhaften floralen Mustern abdruckt und kleine kometenschweifartige Fleckchen dazwischen setzt. Ganz haben sich die KünstlerInnen noch nicht von gewissen Altlasten befreit - die Ästhetik erinnert stellenweise ziemlich an die Eighties. Was an sich nicht unbedingt negativ ist. Entscheidend ist der Umgang damit. Und der funktioniert.
Mehr Texte von Nina Schedlmayer

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Zunge an Zündschnur
16.09 - 30.10.2004

Krinzinger Schottenfeld
1070 Wien, Schottenfeldgasse 45
Tel: +43 (1) 512 81 42
Email: krinzingerprojekte@gmx.at
http://www.galerie-krinzinger.at/projekte
Öffnungszeiten: Mi-Fr: 15-17h
Sa: 11-14h


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