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Madame d`Ora - historische Modefotografie aus der Sammlung Frank: Exzentrik und Ennui

Lange Ketten, weite Ärmel, üppige Blumendrucke. Weite Kleider, Volantröcke, bauschige Blusen. Nicht von den Sixties und ihren Hippie-Trachten ist die Rede, sondern von Mode der zehner-Jahre des vorigen Jahrhunderts. Warfen in den Sechzigern die Frauen ihre BHs weg, so entledigten sie sich kurz nach der Jahrhundertwende endlich des einengenden, beschränkenden und oft Quetschungen verursachenden Mieders und hüllten sich stattdessen in rüschenbesetzte Reformkleider. Designt wurden diese unter anderem von den Wiener Werkstätten, im speziellen Josef Wimmer-Wisgrill, oder auch bildenden Künstlern wie Gustav Klimt. Oder von dessen Lebensgefährtin Emilie Flöge, die gemeinsam mit ihren Schwestern den bekannten Modesalon führte. Die Kreationen - und jeder andere Begriff wäre für diese Art von Kleidung eine beleidigende Untertreibung - waren oft Sujet von teils recht dramatischen, teils ans Narrative grenzenden Inszenierungen. Eine Auswahl historischer Modefotografien aus der Sammlung Frank zeigt das Photomuseum Bad Ischl (das auch mit Kuriositäten aufwartet: etwa einem daumennagelgroßen Fotoalbum inklusive Monarchenporträts zum Einfügen). Die Fotos aus dem Atelier von "Madame dOra" (die in Wirklichkeit Dora Kallmus hieß) und Arthur Benda sind geprägt von Exzentrik und Ennui: Hier die eleganten Damen mit den straußenfedernbewehrten Hüten, dort die gelangweilten Comtessen in ihren feinen Taftkleidern; Emilie Flöge herself in einem sichtbehindernden Riesenhut mit schneckenförmig aufgedrehter Krempe oder Lilly Jacobsen, ebenfalls an der Wiener Werkstätte tätig, zwischen Schüchternheit und Koketterie posierend in einem kompliziert geschnittenen Kleid. Obwohl auch Fotos anderer Ateliers gezeigt werden, so kommt doch fast keines an die sorgfältigen Inszenierungen Madame dOras heran, deren Aufnahmen manchmal stechend scharf, dann wieder verschwommen sind. Neben einer Geschichte der Mode erzählt diese Fotografie auch eine Geschichte der Emanzipation, eine Geschichte der Libertinage, eine Geschichte neuer weiblicher Selbstentwürfe. Femme fatale, femme fragile - das war einmal.
Mehr Texte von Nina Schedlmayer

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Madame d`Ora - historische Modefotografie aus der Sammlung Frank
01.07 - 31.10.2004

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