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Collected Views from East or West: Collaterale Verhältnisse

Jede Saison hat ihre Themen. Die Wiener Ausstellungshäuser spiegeln sie wider. Waren es vor zwei Jahren Krieg und Gewalt und ungefähr letztes Jahr der Körper und Sexualität, so pendelt sich der Trendkompass in diesem Jahr recht deutlich auf eine Gegenüberstellung zwischen Ost- und Westkunst ein. Auffallenderweise sind es die von Banken initiierten Institutionen, die sich besonders dafür interessieren. So gab es beispielsweise dieses Jahr bereits den "Versuch einer Raum- und Zeitzusammenführung", wie Walter Seidl seine Besprechung der Ausstellung "Eintritt frei" in der Bawag Foundation dieses Frühjahr betitelte, wie ihn eben jetzt in ähnlicher Weise die Generali Foundation ebenfalls unternimmt. Was die Erste Bank ab diesem Herbst zum selben Thema ankaufen wird, können wir uns dagegen frühestens 2006 anschauen. Ganz richtig konstatiert Sabine Breitwieser im Pressetext zur Ausstellung "Collected Views from East and West", dass sich im Gefolge postkolonialistischer Diskurse auch unsere Wahrnehmung der Kunst Zentralosteuropas entscheidend verändert hat. Wir sind jetzt eher geneigt, bei unseren Ex-Ostblock-Nachbarn nach einer dem Westen ebenbürtigen zeitgenössischen Kunsttradition zu fragen. Im Wesentlichen sind es Aktionen, Happenings, Performances und Konzeptkunst ab den 60er Jahren, die zeigen sollen, dass die KünstlerInnen im Osten an internationalen Entwicklungen beteiligt gewesen sind. Funktionieren soll das in der Gegenüberstellung mit Werken westlicher Zeitgenossen, den Rest muss man sich denken, wie immer in der Generali Foundation. Sehr spannende Dinge sind hier zu erfahren. Von Happenings und Aktionen im öffentlichen Raum wie die Erklärung unserer heutigen Nachbarhauptstadt Bratislava zum Kunstwerk für sieben Tage durch Stano Filko, Zita Kostrova und Alex Mlynareik 1965. Oder über die konzeptuelle Praxis zum Beispiel des Polen Jaroslaw Kozlowski, der in drei Ausstellungsprojekten der Siebziger prinzipielle Fragen nach Verhältnissen wie etwa zwischen dem Bezeichneten und dem Bezeichnendem stellte. Die Vergleiche dazu aus der westlichen Kunst, wie im letzten Fall eine Arbeit von Adrian Piper aus dem Jahr 1969, geben schon auch Aufschluss, wie die Ausstellung insgesamt sehr informativ ist. Die aussagekräftige Aufarbeitung der Ost-Westkunst-Verhältnisse ab den sechziger Jahren, die schon längst einmal anstünde, soll sie aber offensichtlich gar nicht leisten.
Mehr Texte von Andrea Winklbauer

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Collected Views from East or West
16.09 - 19.12.2004

Generali Foundation
1040 Wien, Wiedner Hauptstrasse 15
Tel: +43 1 504 98 80, Fax: +43 1 504 98 83
Email:
http://foundation.generali.at
Öffnungszeiten: Di-Fr 11-18, Do 11-20, Sa, So 11-16h


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