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Goldene Zwiebel für St. Nikolaus

Die größte russisch-orthodoxe Bischofskirche außerhalb Russlands steht in der Wiener Jaurèsgasse neben der Botschaft. Architekt Grigorij Iwanowitsch Kotow plante die Kathedrale zum Hl. Nikolaus 1893 nach Vorbild der Basiliuskathedrale am Roten Platz in Moskau, Zar Alexander III. finanzierte sie zur Hälfte, 1899 war sie geweiht. Der späthistoristische Sakralbau mit altrussischem Dekor, zwiebelhelmbekrönten Türmen, glasierten Kacheln u.ä. besticht durch sorgfältige Architekturgestaltung, handwerklich hochwertige Ausführung und kostbares Material. Eine Bischofsstiege führt zum Portalbau der Oberkirche, der Hauptturm über der zentralen Innenkuppel auf vier Granitsäulen ist 62 m hoch. Der typische russische Fünfkuppelbau mit zweigeschossigem Umgang, östlichen Apsiden mit Glasfenstern, Westempore, Ober-und Unterkirche ist innen mit mächtigen Kronleuchtern, reich geschnitztem, orientalischem Zypressenholz, auf Kupfer gemalten Ikonen, Friesen vom Leben Christi, Marientod, dem Hl. Nikolaus und Fürst Alexander Nevskij ausgestattet. Oft diente die stimmungsvolle Kathedrale als Filmkulisse für Moskau-Szenen. Näherer Betrachtung hielt die denkmalgeschützte, kulturhistorischen Pretiose aber nicht mehr stand: Einschusslöcher aus dem 2. Weltkrieg verunzierten die Fassade, provisorisch war das Kupferdach mit Eisenblech ausgebessert worden, was zu Folgeschäden führte. Feuchte, Salze, Umweltschäden setzten dem weichen Lorretto-Sandstein und der Keramik zu, seit letzten Herbst wird das "Wahrzeichen Wiens" (Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny) unter der Federführung von Architekt Wolfgang Zehetner generalsaniert, 430.000 Euro steuerte die Gemeinde aus dem Altstadterhaltungsfonds zur Außensanierung bei. Die Arbeiten erfolgen sukzessive von oben nach unten, gerade werden Steinfassaden und Keramikelemente an den Türmen aufwändig farbecht rekonstruiert. Die schadhafte Dachunterkonstruktion wurde komplett ausgetauscht, alle Dächer neu in Kupfer gedeckt. In Absprache mit dem Bundesdenkmalamt geht ein lang gehegter Wunsch der russisch-orthodoxen Bauherren in Erfüllung: die Zwiebelhelme zu vergolden. Im September ist das Gerüst weg: dann kann man am Himmel über der Jaurèsgasse nach ihnen Ausschau halten.
Mehr Texte von Isabella Marboe

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