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Reserve der Form: Perlokutionäre Performativa mes amours

Wieder eine jener Künstlerhaus-Ausstellungen, die ich nicht verstehe. Form soll nicht etwa die äußere Gestalt sein, sondern: "gleichzeitig selbst- und fremdreferentielles Prinzip der Wirklichkeitskonstruktion". "Der Aufschub des Perlokutionären bei den ursprünglichen Performativa" lautet ein Zwischentitel im zufällig (oder besser: aleatorisch?) aufgeschlagenen Reader. "Die lockeren Gruppierungen sind mehr einem morphologischen Verfahren verpflichtet und implizieren so ein partielles Verlassen der Diskursivität und stattdessen eine Praxis des Sichtbarmachens." Vergebens habe ich mich bemüht, die Intention hinter der Ansammlung von Exponaten zu sehen. Da gibt es z. B. das Veranstaltungsprogramm des fluc am Praterstern. M. C. Escher, Herzog & de Meuron, Valie Export, Friedrich Kiesler und Ben van Berkel mit peinlichem Ambient-House-Sound zu einer Computersimulation irgendeines Projektes. Ein mäßig origineller "Mac Cunt" von Fanziska Maderthaner, eine fotorealistisch gemalte Vagina zwischen einem Brötchen und Salatblättern. Hm. Welche Rolle spielt hier wieder das Formale? Oder worum ging es nochmal? Hermann Czech finden wir, Johannes Spalt, Adolf Loos gar. Was in aller Welt haben die mit Coop Himmelb(l)au und ihren in großer Zahl vertretenen Adepten gemeinsam?! Mit geringem Budget scheint das Kuratorenpaar alles zusammengetragen zu haben, was es irgendwie toll findet. Äußerst problematisch ist es meiner Meinung nach außerdem, wenn ein Kurator sich selbst großzügig in eine Ausstellung hineinkuratiert. Das müsste und sollte tabu sein. Alles scheint hier möglich zu sein, und selbst bei wirklich interessanten Exponaten wie dem schwimmenden Bad im Turracher See oder Manfred Wolff-Plotteggs Videos mit Architektur aus der Sicht der Bauteile ist es keineswegs nachvollziehbar, in welchem Zusammenhang sie gezeigt werden. Mit hochkarätigen Namen versetzter Humus für die Präsentation der Projekte und Bauten der Schüler von Wolf Prix ist es immerhin. Genug ist das nicht.
Mehr Texte von Iris Meder †

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Reserve der Form
27.08 - 14.10.2004

Künstlerhaus Wien
1010 Wien, Karlsplatz 5
Tel: +43 1 587 96 63
Email: office@k-haus.at
http://www.k-haus.at
Öffnungszeiten: täglich 10-18 h, Mi + Fr 10-22 h


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