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Alter Charme und mehr Komfort

Der Sommer lockt im sanierten Gänsehäufel Pioniere pritschelten 1907 an der alten Donau, in der Zwischenkriegszeit wurde das Bad auf der Insel ausgebaut. Das Gänsehäufel ist ein Traditionsort Wiener Badekultur. Im 2. Weltkrieg machten 130 Bomben dem Spaß ein jähes Ende, nur die Brücke blieb. Als ambitioniertes Prestigeobjekt startete die Gemeinde Wien 1946 den Wiederaufbau: anknüpfend an die Errungenschaften des "roten Wien" sollte das neue "Volksbad" Gänsehäufel Symbol für modernen, sozialen Städtebau und neue Lebensfreude werden. Im Wettbewerb siegten Prof. Max Fellerer und Eugen Wörle (u.a. Per-Albin-Hansen-West). Das 1950 eröffnete Bad bietet bis zu 30.000 Tagesgästen über 3000 Kabinen und mehr als 10.000 Kästchen, meisterhaft sind die Stahlbeton-Bauten in die Aulandschaft komponiert. Markant ragt der zarte, wendeltreppenumwundene Uhrturm am ersten Wellenbecken Europas 27m in die Höhe. Je 2 zweistöckige Kästchenblöcke bilden kleine Innenhöfe, ihre aufgestelzte Galerie mündet in die Restaurantscheibe mit Superblick. Ein überdachter Laubengang verbindet die 6 zweigeschossigen Kabinenhäuser zum losen Block. Den Weststrand des 330.000m2 Areals flankieren eine Zeile Strandkabinen und vierstöckige Turmkabinensolitäre mit Gangplattformen, in kleinteilig formieren sich die begehrten Pachtkabinen am Schilfgürtel. Das denkmalgeschützte Bad ist aus holzgeschaltem Sichtbeton, es war von Rost, Betonplatzungen, Korrosion und Durchbiegungen schwer geschädigt. 2000 bis 2004 wurde es um 8,2 Mio. Eur rundum saniert, aus dem Altstadterhaltungsfonds kamen 563.272, 60 Eur für Denkmalpflege. Man sicherte rostige Bewährung, verstärkte die zu dünne Betondeckung, erneuerte unmerkbar Dächer und Verblechungen. Bis ins Detail wahrte Architekt DI Wolfgang Holzhacker den Charakter der Konstruktion. Aufwändig stellte man die schöne Holzschalungsstruktur wieder her. Rekarbonatisierung erhärtete den Beton, sandstrahlgereinigt tritt nun die Maserung hervor. Um die Kabinenumgänge vor Nässe zu schützen, wurde mit dem Bundesdenkmalamt eine eigene Beschichtung entwickelt: eingestreuter, wie Terrazzo geschliffener Kies gibt patiniert eine betonartige, wasserresistente Oberfläche. Von Holzhacker neu Geplantes, wie u.a. die Stahlbrücke auf 2 Pfeilern mit Metallgewebe und Portalbau folgt dem alten Geist. Materialecht sind das Behindertenkabineninnere und die FKK-Bettenboxen aus OSB-Platten. Mit alten Charme und mehr Komfort lockt das Gänsehäufel in den Sommer.
Mehr Texte von Isabella Marboe

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