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Joburg Now! Baustelle Südafrika: Globale Phänomene im Brennglas

Schon im Hof des Architektur Zentrum Wien ist klar: die neue Schau "Joburg Now! Baustelle Südafrika" geht an die Essenz. In der 15 m2 Hütte aus buntem Wellblech steht die Hitze. Ein Nagel als Garderobe, Uraltofen, Kühltruhe, Tisch, Stühle, eine Matratze am Boden, Nazarenerdrucke an der Wand: so lebt man im Township. Daneben eine solide hiesige 15m2-Garage mit Elektrotor. Dekadente Ressourcenvergeudung, der beste Einstieg zur extremen Metropole Johannesburg. Pulsierende Metropole Die 1886 gegründete "Stadt des Goldes" erfindet sich permanent neu. Vier Mal formte sich die Downtown komplett um, heute nisten fliegende Kleinhändler aus ganz Afrika im Ex-Businessdistrikt der 70er. Wie im Brennglas verdichten sich am Sockel von Kolonialismus und Apartheid globale, städtebauliche, soziokulturelle Probleme. Exemplarisch sucht Joburg am Weg zur Demokratie Lösungen, die bauliche Segregation in der zerklüfteten Stadtlandschaft aufzubrechen. Schon auf der 5. Architekturbiennale Sao Paolo machte die Schau von Thorsten Deckler, Anne Graupner und Henning Rasmuss Furore. Upgedatet zeichnet sie in Photoessays, Schautafeln, Statements das Porträt eines vitalen urbanen Kosmos, wo sich Geschichte und Leben mit Raum verzahnen. In Townships wie Alexandra und Soweto, infrastrukturlosen, peripher marginalisierten Armen-Siedlungen, dem pseudo-toskanischen Business-Distrikt Sandton (Meyer Pienaar Arc.,GAAP Arc.), verbarrikadierten Privatparadiesen des reichen Suburbia wuchern Angst, Konflikt, AIDS, Verslummung. Das Verfassungsgericht (OMM Design) am Constitution Hill mit transparentem Verhandlungssaal, "African Steps" aus rotem Ziegel und weiten Plätzen wurde zum Symbol der Demokratie. Erstmals erhält mit dem Kliptown-Center in Soweto ein Township ein Zentrum, Bewohner steuern bunte Akustikdecken und Füllmaterial bei. Zur Aids-Prävention erfand die Uni Witwatersrand Edu-Spaces. Als mobile Units wandern sie durch Joburg und hinterlassen kommunikative "foot-prints". Bauen als Survival-kit, Stadtplanung als Konfliktbewältigungsstrategie. Gemeinsam mit Einheimischen bauten 26 TU-Studenten im lowest-budget ein Behindertentagesheim und einen Zubau fürs Masibambane College in Orange Farm, einem 40km peripheren Township. Hautnah zeigen Videos das Werden der raumbildenden, klug detaillierten Bauten. Um räumlich Degradierten Würde zu geben, muss Architektur weit über die 3. Dimension hinaus das Skript ändern, in dem Menschen ihre Umwelt deuten. "JoBurg Now!" öffnet ein Tor.
Mehr Texte von Isabella Marboe

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Joburg Now! Baustelle Südafrika
05.08 - 27.09.2004

Architekturzentrum Wien
1070 Wien, Museumsquartier, Museumsplatz 1
Tel: +43 1 522 31 15, Fax: +43 1 522 31 17
Email: office@azw.at
http://www.azw.at
Öffnungszeiten: tägl. 10-19h


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