Werbung
,

Belgrade Art Inc.: Abteilung Donauabwärts

Wenn Harald Szeemann die Leute aus Serbien letztes Jahr mit "Blut und Honig" tränkte, so taucht sie die Secession jetzt ins Stahlbad der Modernität. Von Balkan hat das, was unter einem Titel firmiert, in dem sich die ganze Globalisierung auf den Punkt gebracht hat, nichts mehr zu tun. "Belgrade Art Inc." ist eine auf die Abteilung Donauabwärts konzentrierte Bestandaufnahme der Conceptual Art. Kokurator der Gruppenschau ist Marco Lulic, der Wiener Künstler, der sich vielfältig mit den künstlerischen und politischen Dingen um Belgrad herum beschäftigt. Lulic hat jüngst auf die folgende Frage: "Wie reagieren Sie denn auf die durchaus gegebene Unterstellung, diese ganze Verbundenheit mit dem ehemaligen Jugoslawien sei nichts als Kalkül" die folgende Antwort gegeben: "Ich konnte sehr schnell feststellen, dass ich genau in die Shows, in die Manifesta zum Beispiel, mit denen ich in meiner Jugoslawien-Identität angeblich geliebäugelt hätte, eben nicht hineinkam. Nicht hineinkam, weil ich nicht authentisch Balkan war, weil ich nicht als dissident gelten konnte. Und wer meine Arbeit sieht, wird erkennen, dass die Schulung, die Art, wie ich mit dem Material umgehe, eben nicht aus dem Osten kommt." Diese Schulung haben, wie es aussieht, auch die Künstler der Ausstellung genossen. Es beginnt mit "Zenit", einer Zeitschrift selig konstruktivistischen Angedenkens aus den Zwanzigern. Es folgt mit Marina Abramovic, Braco Dimitrijevic und dem längst zum Klassiker avancierten Publikationsprojekt "In Another Moment", an dem sich Weltbürger wie Lawrence Weiner oder Alighiero Buetti beteiligten, sehr Genretypisches. Milica Tomic als die Anführerin der Jügeren bringt mit einem Video, auf dem sie Interviews mit Tito-Partisanen zeigt, etwas Lokalkolorit in die Angelegenheit. Ein solcher Eindruck wird gleich zurückgenommen, von Mileta Prodanovics Aquarellen zum Beispiel, in denen sie Darstellungen von Burgen und Städten, wie man sie aus alten Fresken kennt, mit Labels und Slogans von Coca-Cola bis Lavazza tapeziert. Insgesamt 15 Positionen fügen sich, eingebettet in den Neo-Funktionalismus von Kühn Malvezzi, zu einer sehr begehbaren Schau, die auch die eine Frage nicht unbeantwortet läßt: Was ist aus dem Internationalismus geworden? International Style.
Mehr Texte von Rainer Metzger

Werbung
Werbung
Werbung

Gratis aber wertvoll!
Ihnen ist eine unabhängige, engagierte Kunstkritik etwas wert? Dann unterstützen Sie das artmagazine mit einem Betrag Ihrer Wahl. Egal ob einmalig oder regelmäßig, Ihren Beitrag verwenden wir zum Ausbau der Redaktion, um noch umfangreicher über Ausstellungen und die Kunstszene zu berichten.
Kunst braucht Kritik!
Ja ich will

Werbung
Werbung
Werbung
Werbung

Belgrade Art Inc.
02.07 - 05.09.2004

Secession
1010 Wien, Friedrichstrasse 12
Tel: +43 1 587 53 07, Fax: +43 1 587 53 07-34
Email: office@secession.at
http://www.secession.at
Öffnungszeiten: Di-So 14-18 h


Ihre Meinung

Noch kein Posting in diesem Forum

Das artmagazine bietet allen LeserInnen die Möglichkeit, ihre Meinung zu Artikeln, Ausstellungen und Themen abzugeben. Das artmagazine übernimmt keine Verantwortung für den Inhalt der abgegebenen Meinungen, behält sich aber vor, Beiträge die gegen geltendes Recht verstoßen oder grob unsachlich oder moralisch bedenklich sind, nach eigenem Ermessen zu löschen.

© 2000 - 2024 artmagazine Kunst-Informationsgesellschaft m.b.H.

Bezahlte Anzeige
Bezahlte Anzeige
Gefördert durch: