artissima 2025: 30 Jahre Königin!
Das 30-jährige Bestehen ihrer Fondazione Sandretto feiert Patrizia Sandretto Re Rebaudengo in Turin ganz groß. Sie ist zweifellos eine der prominentesten Persönlichkeiten nicht nur der einheimischen Kunstszene, und ihre Stiftung ist damit nur ein Jahr jünger als die Artissima. Zur Messe veranstaltet sie alljährlich ein opulentes Dinner. Das wird für gewöhnlich in ihrer Stadtvilla abgehalten. In diesem Jahr jedoch hat das Museo Nazionale dell'Automobile das Erdgeschoss für sie freigeräumt, damit sie dort einen Querschnitt ihrer beeindruckenden Sammlung und über 400 Gäste für die Geburtstagsfeier unterbringen kann.
So wichtig ist Patrizia für die Stadt und die Region. Tatsächlich ist die Artissima ohne ihr Engagement wohl kaum denkbar. Schließlich schafft es die ehemalige Autostadt, die einzige Kunstmesse ausschließlich für zeitgenössische Kunst zu beherbergen. Das gelingt nur, weil hier einige entscheidende Faktoren zusammentreffen. Einer ist eben Patrizia. Ein weiterer besteht in der besonderen Konstruktion der Messe. Die Artissima ist Teil der Fondazione Torino Musei, also eine Einrichtung der Öffentlichen Hand. Das führt zwar leider auch dazu, dass die Direktoren jeweils nur für fünf Jahre bestellt werden. Allerdings hat der aktuell amtierende Luigi Fassi eine Verlängerung für zwei Jahre erhalten. Die Kontinuität tut der Messe gut. Zudem haben die Messeleiter in der Regel einen kuratorischen Hintergrund.
„Wir haben eine Identität als kulturelle Institution, als Kunstinstitution, also nicht nur als Verkaufsplattform, sondern auch ein bisschen mehr“, erklärt Fassi.
„Was uns auszeichnet, ist die Fähigkeit Turins, ein System zu bilden, das dank seiner Internationalität, die die Messe Italien zur Verfügung stellt, der Kunstszene des ganzen Landes zu dienen.“ Die Artefiera in Bologna sei zwar älter, aber diese sei eine Messe für italienische Sammler:innen und Galerien. In Turin liegt der Anteil ausländischer Galerien bei 60 Prozent, in Bologna reichen die Finger einer Hand eines unaufmerksamen Sägewerkmitarbeiters, um die Zahl internationaler Teilnehmender anzuzeigen.
Das Renommée, das sich die Messe erarbeitet hat, beschert Fassi in der Heimat eine komfortable Situation. Alle italienischen Galerien wollten hier vertreten sein, daher könne er sich aussuchen, wer dabei sein darf.
Das gibt ihm Zeit, für seine Messe international zu werben. In diesem Jahr ist eine ganze Reihe neuer Galerien aus Osteuropa dabei. Durch seine Reisen gibt es jetzt auch eine Residency der lettischen Botschaft. Das mäzenatische Anonymous Art Project aus Japan hat nicht nur einen großen Stand auf der Messe, sondern auch dem Castello di Rivoli eine Arbeit gestiftet.
Die enge Verzahnung mit den öffentlichen Institutionen und Stiftungen führt auch zu substantiellen Ankäufen. Die Stiftung der Cassa di Risparmio di Torino hat zuletzt ihr Ankaufsbudget zugunsten der Galleria d'Arte Moderna (GAM) und des Castello di Rivoli auf 300.000 Euro erhöht.
Die Senkung des Mehrwertsteuersatzes auf fünf Prozent tut hoffentlich sein Übriges, um einen Kaufanreiz auch bei Privatsammlern zu setzen.
Mehr Texte von Stefan Kobel 31.10. - 02.11.2025
Oval - Lingotto Fiere
10126 Turin, Via Nizza 294
Email: info@artissima.it
http://www.artissima.it
Öffnungszeiten: täglich 11 - 19 h
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