Jubiläum im Nachwuchspool
Zehnjähriges Jubiläum feiert die Paris Internationale in diesem Jahr. "Wir sind die etablierte Messe hier", scherzt Mitgründer Gregor Staiger aus Zürich (und Mailand). "Die Art Basel kam nach uns." Und nicht nur die. Mit diesen beiden zusammen buhlen mittlerweile zehn Veranstaltungen um die Gunst von Sammler:innen und Aussteller:innen.
Das Primat unter den Pariser Kunstmessen behauptet natürlich die Art Basel für sich, seit sie als Paris + die alteingesessene Fiac aus dem Grand Palais verdrängt hat. Ihre Wirkung entfaltet sie jedoch über Frankreich hinaus. Die Frieze London muss sich dank ihr und Brexit als Regionalmesse vor allem für die britische Kunstszene neu erfinden. Und selbst die Muttermesse der Schweizer hat unter der Attraktivität der französischen Hauptstadt zu leiden. Das macht nicht nur der Zuspruch von Besucher:innen aus den USA deutlich. Denn die Galerien haben sich dem Kaufkraftzuwachs angepasst und bringen kapitale Werke im hohen sieben- und niedrigen achtstelligen Bereich mit.
Wie die Liste in Basel, dient den Schweizern in Paris die Internationale als Nachwuchspool. Max Meyer (Düsseldorf) etwa und Jan Kaps (Köln) sind ins Grand Palais gewechselt. Freie Plätze gibt es bei der kleineren Messe allerdings nicht unbedingt. Staiger erklärt, dass sie ganz bewusst in diesem Jahr weniger Galerien eingeladen haben, um den immer noch fragilen Markt nicht zu überfordern.
Eine Messe für Nachwuchsgalerien ist sie ohnehin nicht. Es geht den Machern vielmehr darum, Programmgalerien eine Plattform zu bieten, auf der sie auch Werke zeigen können, die sie auf teure Messen aus Gründen der Wirtschaftlichkeit nicht mehr mitnehmen könnten. Die Standpreise beginnen daher bei 6.000 Euro. Sein eigener Stand gehört mit 20.000 Euro zur teuersten und größten Kategorie, in der maximal drei Positionen gezeigt werden dürfen. Bei ihm sind das Monster Chetwynd, Raphaela Vogel und der Bauhauskünstler Xanti Schawinsky, dessen großformatiges Reifenspurengemälde aus dem Jahr 1960 240.000 Euro kostet.
Aus Österreich sind drei Galerien dabei: Neben Lombardi-Kargl und Gianni Manhattan erstmalig auch Krinzinger, die nicht auf der Art Basel Paris ist. Der Präsentation tut das gut. Statt des üblichen Gemischtwarenladens zeigt sie ein stimmiges Duo von Monica Bonvicini und Toni Schmale.
Der charmanteste Satellit ist die nomandische Offscreen, die mit ihrer vierten Ausgabe in der aufgelassenen Chapelle Saint-Louis de la Salpêtrière Station macht. 28 künstlerische Positionen werden von den sie repräsentierenden Galerien vorgestellt, darunter Richard Serra, den CarrerasMúgica aus Bilbao zeigt, oder Maria Brunner von Gisela Capitain aus Köln. Die Galerie der kürzlich verstorbenen Anita Beckers aus Frankfurt präsentiert die feministische Pionierin Annegret Soltau. In der ehemaligen Kirche wirken die sehr physischen Arbeiten besonders stark. In Paris kann nicht nur das Grand Palais beeindrucken.
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Links zu den Messen:
⤇ Art Basel Paris
⤇ Paris Internationale
⤇ Offscreen Paris
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