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Dynamic Futures: Was uns erwartet

Gedanken zur Foto Wien

In Echtzeit ergießt sich eine unaufhaltsame Flut von Bildern über den Globus. Algorithmen und Künstliche Intelligenz haben die Art und Weise verändert, wie Bilder erzeugt, verbreitet und konsumiert werden. Ein politischer Prozess, der zunehmend auch das eigene Bild von Wirklichkeit und Wahrheit formt.

Welche Auswirkungen hat dieser Wandel auf uns als Gesellschaft und als Individuen?
Und wie begleitet Fotografie, als künstlerisches Medium, aber auch als dokumentarisches Werkzeug diesen Sprung in ein neues Zeitalter? Diesen Fragen widmet sich die Foto Wien, Österreichs größte Fotobiennale, in ihrer diesjährigen Ausgabe. Unter dem thematischen Fokus dynamic futures positioniert sich das Festival als Kompass zwischen Dokumentation und Spekulation.

Seit dem 3. Oktober breitet sich das vom FOTO ARSENAL WIEN veranstaltete Festival auf 99 Ausstellungsräume in der ganzen Stadt aus. Dynamic futures wird aus unterschiedlichen Blickwinkeln betrachtet und eröffnet eine Reihe an Perspektiven auf das Spannungsfeld zwischen Ist-Zustand und Transformation.

Eine herzerwärmende Ausstellung in der Leica Galerie zum Beispiel erzählt von den fortschreitenden Auswirkungen menschlicher Zivilisation auf globale Ökosysteme. Die Fotografien des Künstlers Jasper Doest begleiten dabei den Flamingo Bob auf seinem Weg der Genesung, nachdem er auf Curaçao gegen das Fenster eines Hotelkomplexes geflogen ist. Im Künstlerhaus analysiert die Ausstellung smart pictures die fotografische Alltagspraxis in den sozialen Medien, und das ÖGB zeigt eine eindringliche Dokumentation des britischen Miners‘ Strike 1984/85, der als letzter Widerstand gegen die neoliberale Zeitenwende Europas gilt. Währenddessen befassen sich im VINZENZ junge Künstler*innen in der Gruppenausstellung Archives of Uncertainties mit dem allgegenwärtigen Gefühl von Ungewissheit. Aus unterschiedlichen fotografischen Ansätzen und inhaltlichen Fragmenten entsteht dort ein vielschichtiges Identitäts-Puzzle ihrer Generation.

Bis zum 2. November erweitert sich das Programm noch um zahlreiche Perspektiven, die Fotografie nutzen, um Erinnerungen zu bewahren und Möglichkeiten auszuloten. Ein starkes Konzept, getragen von vielen wirklich sehenswerten Ausstellungen. Betrachtet man die lange Liste der Beiträge allerdings genauer, zeigt sich ein altbekanntes Muster, denn der Großteil der gezeigten Künstler*innen ist weiß und männlich. Auch queere und trans Positionen gehen in der Menge leider unter. Ironischerweise zeichnet das Festival damit ein erstaunlich akkurates Bild jener Zukunft, in die wir uns gesellschaftlich zu bewegen scheinen: Westliche Perspektiven stehen im Zentrum, Männer dominieren und Diversität ist ein ästhetisches Accessoire, irgendwo zwischen Irrelevanz und Spektakel.

Das gesamte Programm gibt es unter ⤇ fotowien.at

Mehr Texte von Veronika Beck

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