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Schiele und Roessler - Der Künstler und sein Förderer: Memento für den Mentor

Schon seit längerem richtet sich das Augenmerk der Kunstgeschichtler verstärkt auf die Produktionsbedingungen und das Umfeld von Künstlern, bevorzugt der Klassischen Moderne. Nun gibt es mehr und mehr Ausstellungen, die als Resultat dieser Entwicklung die Arbeit und die Einflussnahme von Galeristen und Kunstkritikern untersuchen. Im Wien Museum wurde soeben eine derartige Ausstellung eröffnet, kuratiert u.a. von Tobias G. Natter, von dem wir bereits letztes Jahr im Jüdischen Museum über die Tätigkeit der Galerie Miethke informiert worden sind. Dass im Titel der Schau über den Galeristen und Kunstschriftsteller Arthur Roessler auch der Name Egon Schiele auftaucht, ist doppelt unvermeidlich. Erstens, weil Schiele der bei weitem bedeutendste Protegé Roesslers war, zweitens, weil diese gut gemachte Ausstellung sonst wohl kaum das Publikumsinteresse erreichen könnte, das sie verdient. Die Ausstellung zeigt den heute im Besitz des Wien Museums befindlichen Rest der Kunstsammlung Arthur Roesslers mit Werken von Schiele, Klimt, Oppenheimer, Schatz, Hauser u.a. Darüber hinaus bekommt man in aussagekräftigem Zusammenhang viele kaum oder gar nicht mehr bekannte Details über die Verflechtungen des Wiener Kunstbetriebes nach 1900 aufgedröselt. Man erfährt zum Beispiel aus dem Katalog, aus welch verfilzten Gründen Roessler, eigentlich Apologet des österreichischen Expressionismus, 1911 mit Ausdrücken des Ekels über Oskar Kokoschka herzog: Kokoschka war der große Konkurrent Max Oppenheimers, den Roessler protegierte. So hält die Ausstellung dem Kritiker den Spiegel vor: Wie heute war die Szene klein und Überschneidungen, Mehrfachfunktionen und persönliche Verwicklungen verunmöglichten manchmal ein objektives Urteil. Roessler war auch sonst nicht immer treffsicher. Mit seiner Meinung über Egon Schiele, den er ab 1909 protegierte, hat er Recht behalten. Bei anderen, die er für genial hielt, weniger bis überhaupt nicht. Schwer tat er sich als Kritiker von Künstlerinnen. Hier hielt ihn das zeitgebundene Vorurteil, Frauen seien zu keinerlei Kreativität imstande, zu oft davon ab, Stereotype zu hinterfragen. Das tut auch die Ausstellung nicht: Frauen kommen hauptsächlich hinter den Kulissen oder auf den Bildern vor.
Mehr Texte von Andrea Winklbauer

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Schiele und Roessler - Der Künstler und sein Förderer
08.07 - 10.10.2004

Wien Museum
1040 Wien, Karlsplatz
Tel: +43 1 5058747-0, Fax: +43 1 5058747-7201
http://www.wienmuseum.at
Öffnungszeiten: Di-Fr 09-18, Sa, So 10-18 h


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