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The Atlas: Verstehen lernen dürfen

Den Moment einfangen? Jemanden für einen Moment einfangen? Zeit oder Raum dekorieren? Mir fallen einige mehr oder wenige gute Antworten ein auf die Fragestellung von “The Atlas (of Creative Mechanisms): [Curating-Conducting]”: Was verbindet Dirigieren und Kuratieren?

Ein übergeordnetes künstlerisches Forschungsprojekt unter der Leitung von David Chisholm nutzt eine Reihe höchst komplexer Mechanismen, diese Frage zu beantworten. Die Ausstellung in der Kunsthalle Exnergasse zeigt die Positionen sogenannter Agents, die sich zu den Forschungsergebnissen Gedanken gemacht und diese zu Werken verarbeitet haben. Başak Şenova hatte die mega Meta-Aufgabe, das ganze zu kuratieren. Die Ausstellungskonzeption orientiert sich am komplexen Setting des Forschungsprojekts, und macht es dem Publikum nicht einfach, in das weite Feld der Forschung einzutauchen. Schade eigentlich, wenn man durch so eine Fragestellung so schön hindurchflanieren könnte. Hindurchphilosophieren, ganz ohne Cloud, Agents, Dictionary, Content Development. Vielleicht (mit Sicherheit) bin ich als (semi)professionelle Daherrednerin in Kunst und Musik auch voreingenommen...? Dennoch scheint mir das ganze ungeheuer technisch um eine Sache zu erklären, die doch so viel mit Intuition zu tun hat.

Ein Werk sticht in seiner Einfachheit heraus: “La carrozza” von Isa Rosenberger beschreibt mithilfe eines Opernlibrettos und modellhaften Nachstellungen eine Szene. Unsere Hauptcharaktere: eine österreichische Kuratorin / Kunsthistorikerin und ein libanesischer Dirigent / nun Kellner. Unsere Bühne: Das ÖBB- Bordbistro. Das Gespräch: offen aber in seiner Tragik auch poetisch. Die Fragestellung des ganzen Projekts wird so viel evidenter erklärt, als die aufwendigen Saaltexte es könnten. Auch wenn man anmerken muss, dass die Schau nur eines von mehreren Unterprojekten des größeren Forschungsprojektes ist, sollte die Ausstellung meiner Meinung nach (vor allem wenn man ihre Thematik betrachtet!) auch alleine funktionieren können.

Auch wenn die Kunsthalle Exnergasse bemüht ist, etwa durch Broschüren in einfacher Sprache möglichst Vielen Zugang zur Ausstellung zu bieten, bleiben Teile der Ausstellung schwer zugänglich. Aber man muss ja auch nicht Notenlesen können, um eine präzise Pause, den perfekten Impuls zum Einsatz eines Dirigenten wertschätzen zu können. Trotzdem: In der coolen White-Cube-Ästhetik des Ausstellungsraums haben die filigranen Arbeiten viel Platz, um für sich zu stehen. Man kann sich selber Raum und Zeit nehmen und Antworten so auf sich zukommen lassen.
Was haben Dirigieren und Kuratieren gemeinsam? Das Publikum an der Hand zu nehmen, bei allem, was es noch verstehen lernen darf.

Mehr Texte von Veronika Metzger

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The Atlas
18.06. - 19.07.2025

KEX Kunsthalle Exnergasse
1090 Wien, Währinger Straße 59, 2. Stiege, erster Stock
Tel: +43 (0)1 401 21-41 oder +43 (0)1 401 21-42, Fax: +43 (0)1 401 21-67
Email: kunsthalle.exnergasse@wuk.at
https://www.wuk.at/kunsthalle-exnergasse/
Öffnungszeiten: Dienstag - Freitag 13:00 - 18:00,
Samstag 11:00 - 14:00 Uhr


Ihre Meinung

1 Posting in diesem Forum
Warum auch keine Universitätsausstellungen in der Exnergasse
H. Mussinger | 02.07.2025 09:37 | antworten
Sehr museal und so richtig brav. Warum eine Institution wie die Angewandte von der Exnergassen Jury ausgesucht wird das frage ich mich wirklich…. Umverteilung von unten nach oben? Keine Räumlichkeiten mehr? Endlich mal was richtig Gutes?

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