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Gelatin - Möbelsalon: Eroberer in Stellung

Es war Mitte des 19. Jahrhunderts, als Karl Rosenkranz mit seiner "Ästhetik des Hässlichen" die Hegelsche Ästhetik in radikaler Weise erweiterte und damit der Sanktionierung des Hässlichen in der Kunst den Weg ebnete. Baudelaire, Nietzsche und nicht mehr zu zählende Kulturschaffende bis heute profitierten von der Erkenntnis, dass das Unangenehme, Unerwünschte und Ekelerregende zum Leben gehört und damit auch zur Kunst, während das nur Liebliche und Reine einer Kastration gleich kommt. Mehr als würdige Nachfolger findet Rosenkranz in den vier Mitgliedern von Gelatin. Wolfgang Gantner, Ali Janka, Florian Reither und Tobias Urban, Thirtysomethings allesamt, scheinen sich gerade von dem zuletzt genannten Aspekt angezogen zu fühlen. In der Manier pubertierende Unterstufler spielen sie mit gesellschaftlich verpönten Aspekten der Sexualität und des Körperlichen. Man erinnere sich an die Fotos der Herren Gelatin in einsamen Landschaften, in denen der Verdacht des Ungezogenen sich in Form von nackten Penissen horizontal erhärtete. Als Boygroup hat man sie bezeichnet und damit nicht ganz Unrecht gehabt, denn Gelatin sind sich der sie umgebenden Kultur des Populären sehr bewusst. Die Neigung zu Buberlscherzen teilen sie zum Beispiel mit Johnny Knoxville, Bam Margera und Steve O. aus der erfolgreichen, mittlerweile sogar schon zu Kinoehren gekommenen MTV-Show "Jackass", doch fehlt den Aktionen, Skulpturen und Installationen von Gelatin eindeutig deren masochistischer Charakter. Dagegen zeichnen sich Gelatin durch unwiderstehlichen Humor und einen subtilen Einfallsreichtum aus, den sie in ihrer jüngsten Ausstellung einmal mehr beweisen. Zu sehen sind Arrangements aus Plüschtieren und anderen Wesen voller erhellender Details. Da gibt es einen zweifach bedrängten Spinnenmann: von unten bedroht ein Minihai sein Gemächt, von oben scheißt ihm eine Möwe auf den Kopf. In einer von mehreren in die Galerie eingebauten Installationen konnte man am Eröffnungsabend einem nackten Buben durch den Boden einer gläsernen Badewanne beim Planschen zusehen, in einer anderen erlaubte eine komplizierte Spiegelkonstruktion dem auf einem Toilettensitz Platz Nehmenden die bequeme Beobachtung seiner eigenen sitzenden Kehrseite. Der Tabubruch kommt hier so lustig daher, dass kaum jemand den Schock verspüren wird. Gelatin brechen die große Geste durch das kleine Geschäft.

Mehr Texte von Andrea Winklbauer

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Gelatin - Möbelsalon
26.05 - 31.07.2004

Galerie Meyer Kainer
1010 Wien, Eschenbachgasse 9
Tel: +43 1 585 72 77, Fax: + 43 1 585727788
Email: contact@meyerkainer.com
http://www.meyerkainer.com
Öffnungszeiten: Di-Fr 11-18, Sa 11-15h


Ihre Meinung

1 Posting in diesem Forum
ZU "GELATIN"
MARTIN MELLINGDORFF | 07.06.2004 10:23 | antworten
Blöder, pubertierender BULLSHIT, dilletantisch und wertlos in Ausführung und Material .... solchen Leuten gehört keine Bühne, keine Galerie eingeräumt.Das hat schon Fr. Husslein das Kreuz gebrochen, sich für solch einen MIST zu engagieren.

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