Gasteiger – Post-Radical-Painting: Radikal reduziert
In den 1980er Jahren erlebte die Malerei in Österreich (ebenso wie in Deutschland) einen Boom. Expressive Figuration und intensive Farbigkeit waren das Markenzeichen einer jungen Künstlergeneration, die sich als Gegenbewegung zu Minimalismus und Konzeptkunst verstand. Ihnen gemeinsam ist die Suche nach einer subjektiven, kraftvollen Bildsprache und die Suche nach neuen Formen des künstlerischen Ausdrucks. Nur einer machte den Hype damals nicht mit und legte den Pinsel weg, um Maler zu werden.
Seitdem durchpflügt Jakob Gasteiger mit aus grobem Karton geschnittenen Kämmen dicke Schichten aus Öl- oder Acrylfarbe die er manchmal auch mit anderen Materialien wie Metall- oder Glasstaub versetzt. Linien und Bögen graben sich am Beginn seiner Karriere in die ausschließlich in den Nicht-Farben Schwarz und Weiß und deren Mischformen gehaltenen Leinwände. Erst später gesellen sich weitere Farben zur reduzierten Palette bis hin zum grellen Neon. Die strenge Monochromie wird gebrochen und es ergibt sich ein beinahe kulinarisches Spiel zwischen andersfarbiger Grundierung und aufgetragener Farbschicht Auch die eingegrabenen Furchen verändern über die Jahre ihre anfangs strenge Form, könnten bei machen Arbeiten fast als gestische Pinselstriche durchgehen. Sie eröffnen vielfältige Assoziationen, etwa zu Wellenbewegungen, Gischt oder wogenden Getreidefeldern.
Doch jeder Bezug zur möglichen Vorstellungswelt der Betrachter:innen seiner Werke ist Jakob Gasteiger fremd. Wie konstituiert sich ein Bild, was macht es aus im Verhältnis der Fläche zu seinem Volumen, was verändert sich in seiner Erscheinung durch den Eingriff des Künstlers? Das sind Fragen die Gasteiger sich in seiner künstlerischen Auseinandersetzung mit der Malerei stellt. Selbst die Farben sind ihrer möglichen Konnotationen beraubt, wollen nichts mehr sein als sie selbst. Diese Malerei will uns nicht die Welt erklären und auf nichts reagieren, außer auf sich selbst.
Post-radikal nannte Klaus Albrecht Schröder der damalige Direktor der Albertina die Ausstellung, die er Jakob Gasteiger im Jahr 2021 ausrichtete. Nun hat er diese Schau in gewisser Weise im Museum Liaunig repliziert. Die weite, untere Halle des Museums mit ihrer speziellen Architektur bietet den einzelnen Werken genügend Raum, macht aber auch vielfältige Bezüge zwischen ihnen möglich. Die Ausstellung folgt keiner Chronologie, sondern zeigt Werke aus allen Schaffensphasen. Kleinere, serielle Werkgruppen neben Großformaten zeigen Gasteigers vielfältige Arbeit am Bild als Bild. Rundgemälde sind auf in den Raum kragende Stellwände gehängt und eröffnen so unterschiedlichste Blickachsen. Im Zentrum des Raums stehen Sockel mit Jakob Gasteigers Skulpturen, deren Produktion für ihn aber ebenso einen Akt von Malerei darstellt, indem er flüssiges Aluminium in Wasser gießt.
Die Ausstellung präsentiert einen umfassenden Einblick in Jakob Gasteigers Werk, mit dem er sich in den vergangenen Jahrzehnten einen fixen Platz in der Kunstgeschichte gesichert hat.

27.04. - 27.07.2025
Museum Liaunig
9155 Neuhaus/Suha, Neuhaus 41
Tel: +43 (0)4356 211 15
Email: office@museumliaunig.at
http://www.museumliaunig.at/
Öffnungszeiten: Mi-So 10-18 h