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Lebenslang ein Trauma thematisieren.

Eigentlich wollte ich mich am Sonntag nur mit meinem gartenarbeitsverspannten Rücken entspannen. Beim Fernsehen. Aber wie es das Schicksal so will, zappe ich mitten in den Boris Groys hinein, wie er unter anderem sagt, "jeder westeuropäische Künstler hat ein persönliches Trauma, das er sein Leben lang thematisiert und jeder osteuropäische Künstler hat ein kollektives Trauma..." Schon war ich wieder verspannt. Und suchte nach den lebenslang traumathematisierenden Künstlern. Sicher Balthus fiel mir ein, der hatte bestimmt irgend ein pädophiles Trauma. Auch bei Jackson Pollok könnte man wahrscheinlich was in seine Kunst hinein traumatisieren. Und erst recht beim Picasso. Auch ein paar prominente österreichische zeitgenössische KünstlerIinnen fallen mir sofort ein. Aber dass gleich alle Künstler ihr ganzes Leben lang ihr persönliches Trauma thematisieren? Boris, Boris ist das wirklich noch political correct? Doch selbst wenn dem so wäre, Künstler malen und zeichnen und fotografieren und videosieren. Sind also nicht wirklich große gesellschaftspolitische Gestaltungsträger. Anders ist das z.B. schon bei den Journalisten. Schreiben da alle ihr ganzes Leben lang nur gegen ihre persönlichen Traumata an? Allerdings gibts da den "ichhatteschonimmerrechttraumatiker" Hans Rauscher. Schreibt er doch z.B. am 7. Mai in der Standard ein bissl vage gegen die amerikanischen Foltermethoden im Irak an. Und fügt dann ziemlich allwissend und fast schon entschuldigend an: ""Und in den Gefängnissen der arabischen Welt ist derlei - inklusive sexueller Demütigung - gang und gäbe". Solch eine Gangundgäbeverallgemeinerung, die schon nicht mehr ganz so harmlos ist, kann ja nur einer persönlichen traumatischen Thematisierung entspringen. Dann kommen mir, jetzt bereits total verspannt, ein paar Politiker hoch, deren persönliche Traumathematisierung durchaus schon eine machthybride Gefährlichkeit freisetzt. Wie der Haider z.B. mit seinem "meingutervaterwareinguternazitrauma. Und auch der Bush mit dem "ichbinvielbesseralsmeinvaterimhimmelundauferdentrauma" ist eine echte Qual. Oder der Gusenbauer mit seinem "ichzeigeinfachjustamentniemandemwieintelligentichbintrauma" oder die steirische Frau Landeshauptmann mit ihrem "ichbinbesseralsdiebesteitalienischemammatrauma". Na und erst der ehrenwerte Klestil mit seinem Traumatasammelsurium und die Frau Außenminister mit ihrem "kampflächeltrauma" und der Schüssel und der Khol und der Stadler und der Gudenus und der Cap und der.... Also ich weigere mich natürlich noch immer zu glauben, dass alle Politiker ihr ganzes Leben lang ihr persönliches Trauma thematisieren. Aber kann mir irgend wer helfen und schnell einen Ausnahmepolitiker nennen???? Und ich wollte am Sonntag mich und meinen Rücken nur etwas entspannen.
Mehr Texte von Manfred M. Lang

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