
Hubert Schmalix, 1952 - 2025
Am 23.März ist Hubert Schmalix in Los Angeles nach langer Krankheit verstorben. Inmitten konzentrierter Schaffenskraft und einer produktiven Phase endete so ein erfülltes Künstlerleben. Gerade erschien der Katalog zu seiner letzten Ausstellung im Linzer Schlossmuseum. Großformate, verstörende Szenen, mit ungewöhnlichen Protagonisten – gefallene Helden, Märtyrer, Büßer, Niedergeschlagene. Aber auch in farbigem Licht erscheinende Landschaften verdichteten sich dabei zum „Tremor“ – so der Titel der Ausstellung. Prognostisch, ein Testament, ein Resümee. Ein Gefühl der Unsicherheit befällt das Publikum angesichts dieser monumentalen Inszenierung.
Die Bilder von Hubert Schmalix waren selten von vielen Figuren bestimmt. Neben dem schreitenden Christus meist weibliche Akte, die verloren in der monochromen Wüste standen oder in einem Ozean von Ornamenten versanken. Auch seine Landschaften sind stereotyp, greifen Bildmuster aus der Kunstgeschichte auf, bleiben ohne topografische Wirklichkeit. Der Künstler war weniger an der Wirklichkeit interessiert als an deren Bildhaftigkeit. Nicht die Geschehnisse der Zeit galt es zu kommentieren, sondern die Malerei an sich war für ihn das Problemfeld, der Ort der Auseinandersetzung.
Schmalix hat die Welt stets bunt erscheinen lassen – ein Arkadien, das weder der Jugendstil noch Walt Disney kühner im Stande gewesen wären umzusetzen. Seine Bildwelt begeistert von jeher ein großes Publikum. Sie beruhigt, berichtet von Idyllen, von Zuständen, die uns vertraut und wünschenswert erscheinen. Die unheimliche Entspanntheit kann aber auch zur Verunsicherung beitragen, mehrdeutig interpretiert werden und Zweifel am paradiesischen Eskapismus wecken. Seit Schmalix 1987 endgültig nach Los Angeles übersiedelt ist, wurde das Licht in den Bildern gleißender. Der mediterrane Europäer trifft in Kalifornien auf ein scheinbar ideales Substrat. „Ich bin kein Maler, der das Licht malt. Ich erzeuge Licht durch Farben.“ (Schmalix)
Hubert Schmalix war in den konfrontativen 1980er Jahren, als der weltweite Malerei-Boom losbrach, in vorderster Linie. Man schöpfte nicht nur aus der Subkultur, aus Pop, Mode und Film. Vor allem die Kunstgeschichte wurde zum Bildarchiv der jungen, vehement auftretenden Malergeneration. Die Vergangenheit wurde zum Dekonstruktionsinstrumentarium der Gegenwart und sollte in eine unbeschwerte Zukunft führen.
Früher, internationaler Erfolg war auch Hubert Schmalix beschert – 1980 nahm er an der Biennale in Venedig teil und 1984 an jener von Sidney. 1978 hatte er bereits in der Neuen Galerie Graz seine erste Museumspersonale. Bis heute stellte Schmalix in wesentlichen Institutionen und Galerien weltweit aus und seine Werke sind in prominentesten Sammlungen vertreten. Als Lehrer war er für folgende Generationen einflussgebend. Er war von 1992 bis 2005 Gastprofessor an der UCLA, Los Angeles, und von 1999 bis 2006 Professor an der Akademie der bildenden Künste, Wien.
Prognostisch wirken auch die aktuellen Bilder von Hubert Schmalix. Sie weisen in die digitale Kultur der Emojis – Gesten und Blicke, die anziehen und warnen zugleich. Sie bestimmen auch sein letztes vollendetes Kunstwerk – den monumentalen Vorhang des Musik-Pavillons der diesjährigen Steiermark Schau – ein farbstarkes und gleichzeitig verstörendes Memento Mori.