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Arco: Lokale Nachfrage mit internationaler Vernetzung

Der König kam schon am Mittwoch. Traditionell stattet das spanische Königspaar der Arco in Madrid einen Besuch am Donnerstag ab. In diesem Jahr machte er auf seinem streng kuratierten Rundgang bei der Galerie Krinzinger halt, weil Ursula für ihr Lebenswerk mit einem erstmals von ihrer Kollegin Juana de Aizpuru vergebenenen Preis ausgezeichnet wird. Besonders erfreulich findet Thomas Krinzinger, dass die (Wand-)Skulpturen von Toni Schmale für Preise um 30.000 neue Heimstätten in Wien, Griechenland und Mexiko gefunden haben. Amalia del Pontes prismenartige Skulpturen und entsprechende Zeichnungen aus den 1960er und 70er Jahren (20.000-60.000 Euro) stellt die Wiener Galerie Nächst St. Stephan erstmals auf einer Messe vor. Die bisher vor allem institutionell eher vernachlässigte Künstlerin dürfte hier auf fruchtbaren Boden stoßen, eher als etwa in den USA oder gar Asien.

Aber es gibt nicht nur österreichische Galerien auf der Arco, deren Markenzeichen die starke Vernetzung mit Lateinamerika ist. Das schlägt sich nicht nur in den Sondersektionen nieder, von denen "Perfiles I Arte Latinoamericano" mit zehn Galerien der Region leider etwas an den Rand gedrängt ist. Die kuratierte Sonderschau steht in dieser Ausgabe unter dem Motto "Wametisé: ides para un amzofuturismo", und fordert unter anderem mit zahlreichen Textilarbeiten die westlichen Sehgewohnheiten heraus.

Auch europäische Galerien passen sich der lokalen Nachfrage an und bringen ihre entsprechenden Positionen mit. Contemporary Fine Arts aus Berlin hat unter anderem Argentinien und Brasilien im Angebot. "Ich habe einen Sweet Spot für Madrid", erklärt Mitinhaberin Nicole Hackert ihre dritte Teilnahme in Folge. "Wir fühlen uns hier immer sehr gut behandelt." Auch wenn die Verkäufe sich etwas langsam anlassen, ist sie zuversichtlich, da sich für das Wochenende noch Sammler aus Europa und den USA angesagt haben.

Etwas überraschend scheint die Kauflaune bei privaten spanischen Sammlern mit nicht ganz so großem Budget allerdings hoch zu sein. Am ersten Tag berichteten nicht wenige Galerien von Verkäufen im vier- und niedrigen fünfstelligen Bereich an lokale Neukunden. So konnte Anita Beckers aus Frankfurt eine kleine Skulptur von Jan Schmidt, den sie überhaupt das erste Mal auf einer Messe zeigt, direkt nach der Eröffnung für 5.000 Euro abgeben. "Wir kaufen nicht direkt am ersten Stand, zu dem wir gehen", wiegelte das Sammlerpaar zunächst ab. Und war zehn Minuten später wieder da, um den Kauf abzuschließen. Es gibt sie also noch, die Spontankäufer, die sich von Kunst begeistern lassen und nicht vorrangig an Geldanlage und Rendite denken.

Die Leidenschaft für Kunst lebte und vermittelte auch Helga de Alvear, die 1936 im Hunsrück geboren wurde und sich seit den 1980er Jahren zu einer der zentralen Figuren der spanischen Kunstszene entwickelte, nicht zuletzt als Mitgründerin der Arco. Anfang Februar ist sie gestorben. Ihr Tod wird nicht nur hier als großer Verlust empfunden. Was bleibt, ist nicht nur die Erinnerung an die so freundliche wie streitbare Galeristin und Mäzenin, die der Nachwelt ein beeindruckendes Museum in Cáceres in der Extremadura als Stiftung hinterlässt. Ankäufe der engagierten Sammlerin aus den letzten 15 Jahren präsentiert der Stand ihrer Galerie, über deren Fortführung in unmittelbarer Zukunft entschieden wird.

Mehr Texte von Stefan Kobel

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Arco
05 - 09.03.2025

IFEMA - Feria de Madrid
28042 Madrid, Feria de Madrid
http://www.ifema.es


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